Die Karl-Liebknecht-Schule der DKP in Leverkusen – in den 1920ern im Subbotnik erbaut und nun ebenso grundsaniert

Wenn das Haus erzählen könnte …

Mit der Karl-Liebknecht-Schule in Leverkusen verfügen DKP und SDAJ über eine moderne und ausstrahlende Bildungs- und Kulturstätte, die auch von politischen Freunden genutzt wird. Seit einigen Monaten sind die Renovierungsarbeiten, die in einem großen Subbotnik erbracht wurden, abgeschlossen. Doch das ist nur der jüngste Teil einer bewegten und bewegenden Geschichte.

Im Jahr 1922 wurde von Kommunistinnen und Kommunisten eine Genossenschaft gegründet, um ein „Volkshaus“ für die Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung in Leverkusen-Wiesdorf zu bauen. In den darauf folgenden Krisenjahren ruhten die Aktivitäten, erst 1925 wurde die Idee wieder aufgegriffen. Es sollten weitere fünf Jahre vergehen, bis der Rohbau stand und das Haus dann am 21. März 1931 feierlich eröffnet werden konnte. Mitglieder und Freunde der KPD hatten es in Eigenleistung errichtet.

Die Freude währte nicht lang, denn 1933 brach die Nacht über Deutschland herein. Den Nazis wurde die Macht übertragen, sie beschlagnahmten das Haus in Leverkusen und viele seiner Erbauer und Nutzer landeten in den Zuchthäusern und Konzentrationslagern, wurden geschlagen, gefoltert und ermordet. Die SA besetzte das Haus, veränderte den ursprünglichen Bau­haus­stil und gab ihm den Namen „Horst Wessel“ und später „Hermann Göring“.

Nach der Befreiung vom Faschismus wurde das Gebäude 1946 der rechtmäßigen Eigentümerin, der heutigen Kulturvereinigung Leverkusen e. V., zurückübereignet. Damit war der Kampf um das Haus noch längst nicht ausgestanden. Unter der Adenauer-Regierung gingen die Angriffe weiter, alte Seilschaften wurden in den Westzonen an die Hebel der Macht gehievt. Um den Kapitalismus zu restaurieren und die Remilitarisierung durchzusetzen, verbot man die FDJ und später die KPD, verfolgte fortschrittliche Kräfte und drängte sie erneut in die Illegalität. In dieser Zeit war die Arbeit im Haus eingeschränkt, aber nicht unmöglich. Es diente trotz der komplizierten Bedingungen weiterhin als Treffpunkt für Friedens- und Fortschrittskräfte.

Trotz aller Widrigkeiten befindet sich die Immobilie auch heute noch im Eigentum der Kulturvereinigung. Die DKP ist seit 1977 Hauptmieterin und betreibt im Gebäude die Karl-Liebknecht-Schule (KLS). Tausende Genossinnen und Genossen haben die DKP-Parteischule seit dieser Zeit kennengelernt und an unzähligen Schulungs-, Kultur- und Diskussionsveranstaltungen teilgenommen. KLS-Konferenzen haben auch nach 1990 in die gesamte linke Bewegung ausgestrahlt.

Spätestens seit den 2010er Jahren war der Sanierungsbedarf unübersehbar, Maßnahmen mussten aber mangels Finanz- und Personalressourcen geschoben werden. Zwar konnte der Betrieb durch meist ehrenamtlich ausgeführte Arbeiten gesichert werden, allerdings war eine Sanierung unumgänglich, um die KLS dauerhaft zu erhalten.

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Zu den regelmäßigen Nutzern des Hauses gehört die SDAJ – hier eine Schulung im großen Saal. (Foto: UZ)

Erst eine hohe Spende und die Bereitschaft zahlreicher Genossinnen und Genossen, das Projekt im Subbotnik zu unterstützen, versetzten uns in die Lage, den Startschuss für die Sanierung zu geben. Zahlreiche Genossinnen und Genossen der DKP, der SDAJ und auch viele Parteilose haben an den Arbeitseinsätzen in der KLS teilgenommen und damit hohe Werte für die Schule der DKP geschaffen. Die KLS-Subbotniks haben sich – wirtschaftlich und politisch – zu einer Erfolgsgeschichte entwickelt. Freiwillige Arbeitseinsätze werden auch weiterhin nötig sein, um die Substanz der Immobilie erhalten zu können.

Seit Abschluss der Sanierung bietet die Karl-Liebknecht-Schule 47 Übernachtungsplätze, barrierefreie Schlaf- und Sanitärräume, einen barrierefreien Zugang durch den neuen Aufzug sowie Sicherheitseinrichtungen im Brand- oder Evakuierungsfall. Auch die Kapazität für Veranstaltungen wurde erhöht. Der Saal im Erdgeschoss fasst bestuhlt über 60 Personen. Tagungen können für bis zu 35 Personen mit Tischen und Stühlen durchgeführt werden. Der Speisesaal lässt sich flexibel in einen Sitzungssaal umwandeln und bietet Platz für bis zu 48 Personen mit direktem Zugang zur Terrasse und zum Gartenbereich.

Auch energetisch wurden Verbesserungen erreicht, beispielsweise durch Dämmarbeiten und den Ersatz der Glasbausteine im Saal durch moderne Fenster. Durch die Installation einer Photovoltaikanlage auf dem Dach kann die KLS einen hohen Teil des Strombedarfs selbst decken und damit die laufenden Betriebskosten deutlich senken – ganz abgesehen vom positiven ökologischen Effekt dieser Investition.

Neben den Bildungsprogrammen von DKP und SDAJ gibt es ein – noch ausbaufähiges – kulturelles Angebot mit Ausstellungen, Musik- und Kulturveranstaltungen. Das Haus wird zunehmend für Beratungen und Konferenzen durch befreundete Organisationen genutzt, darunter jüngst die Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba und das Netzwerk Kuba, die Marx-Engels-Stiftung, die Coordination gegen Bayer-Gefahren sowie mehrere migrantische Organisationen.

Noch ist die Auslastung des Hauses unausgewogen: Die Wochenenden sind ausgebucht, an den Wochentagen gibt es vielfach freie Kapazitäten. Das KLS-Kollektiv arbeitet an Konzepten für eine bessere Auslastung. Möglich sind sowohl Tages- als auch Abendveranstaltungen unter der Woche. Auch über eine Ausweitung der zentralen Bildungsangebote auf die Wochentage wird nachgedacht. Die SDAJ geht hier mit ihren Sommer- und Herbstschulen mit gutem Beispiel voran.

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"Wenn das Haus erzählen könnte …", UZ vom 23. August 2024



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