Betriebs- und Gewerkschaftstreffen der SDAJ in Gießen

Wenn sich Aktive treffen

Benedict Kolbe

Am Morgen des 16. Dezembers standen vollbepackte Jugendliche vor der Kongresshalle in Gießen, um an einem Treffen teilzunehmen, dessen Tagesordnung mindestens genauso vollgepackt war. Sie waren zum bundesweiten Treffen von Betriebs- und Gewerkschafts-Aktiven der SDAJ angereist. Einmal im Jahr werden hier die zentralen Orientierungen des Jugendverbands mit Workshops, Referaten und Abendrunden vertieft.

Der Kaffee stand bei Ankunft noch nicht bereit – fast schon so etwas wie eine Tradition –, aber mit dem Referat ging es pünktlich los. Thema waren die Ausgangslage der SDAJ und der aktuellen Rahmenbedingungen in Zeiten der verschärften Kapitaloffensive, die Situation der arbeitenden Jugend und die darauf aufbauende Arbeit des Jugendverbands.

Zu bereden und diskutieren gab es viel: Der gerade zu Ende gegangene Tarifkampf in der Stahlindustrie oder der Tarifabschluss für die Beschäftigten der Länder waren aktuelle Beispiele, die sich durchs ganze Wochenende zogen. Im Anschluss gab es ein gemeinsames Mittagessen, bevor es in die erste Workshopphase ging. In diesen zwei Stunden wurde sich etwa mit inhaltlichen Fragen der Ausbildungsqualität beschäftigt, aber auch mit zentralen Instrumenten der SDAJ, wie „Lebensschwerpunktberichten“ oder „Offenen Angeboten“.

Eine ähnliche Mischung aus organisatorischen und inhaltlichen Themen gab es am frühen Abend in der zweiten Workshopphase, in der unter anderem zum Kampf um wirkliche Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohn- und Personalausgleich – also nicht wie im Tarifabschluss in der Stahlindustrie vereinbart – zu Antimilitarismus und Begleitung von Tarifrunden gearbeitet wurde.

Da die Teilnehmenden diszipliniert diskutierten konnte die Abendrunde noch vor dem Abendessen stattfinden. Ben Woodward, Verantwortlicher für Betrieb und Gewerkschaft der Young Communist League of Great Britain (YCL) sowie Bahner und Mitglied der Gewerkschaft RMT, erzählte von den umfangreichen Streiks der englischen Gewerkschaften in den letzten Jahren und den Herausforderungen des englischen Streikrechts, das von der Britischen Regierung 2022 weiter verschärft wurde.

Es wurden viele Parallelen zu den Kämpfen in Deutschland deutlich, die zeigen, dass die arbeitenden und lernenden Jugenden in Deutschland und Britannien ein gemeinsames Interesse haben und somit auch einen gemeinsamen Kampf führen. Hierzulande können wir einiges davon lernen, wie es den britischen Genossen gelungen ist, über viele Branchen hinweg den gemeinsamen Arbeitskampf zu organisieren. Vollendet wurde dieser Austausch im Sinne der internationalen Solidarität mit dem Klassiker „Solidarity forever“, der gemeinsam auf der Jahresabschlussfeier der DKP Gießen gesungen wurde.

Am Sonntag fanden nach einem gemeinsamem Frühstück Branchentreffen statt. Anschließend wurden in den Landesverbänden konkrete nächste Schritte auf dem Gebiet der Betrieb- und Gewerkschaftsarbeit besprochen. Dabei zeigte sich erneut, dass die Zahl der weißen Flecken auf der Landkarte der SDAJ kleiner geworden sind, vor allem in Ostdeutschland.

Noch vollbepackter als bei der Hinreise – jetzt mit neuer Motivation, Orientierung und Ideen – verließen die Jugendlichen und jungen Beschäftigten aus ganz Deutschland die Kongresshalle. Das Treffen war ein Erfolg. Es hätte ohne die Unterstützung der DKP Gießen nicht stattfinden können, wurde von Jan von Hagen aus der Kommission Betrieb und Gewerkschaft der DKP bereichert und gibt Rückenwind für die Kämpfe im nächsten Jahr.

Gleichzeitig trafen sich dieses Wochenende aktive SDAJler aus dem Schulbereich, um sich über die momentane Lage der Bildungspolitik und die konkrete Arbeit in den Gruppen sowie neue Entwicklungen auszutauschen. Um die Arbeit weiter zu qualifizieren, gab es ein großes Angebot an Workshops. Unter anderem lernten die Teilnehmenden Neues zu Schülervertretungen und befassend sich tiefgehend mit den Auswirkungen des Kapitalismus auf das Schulsystem.

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