„Position“ berichtet über die Arbeitsbedingungen bei Edeka

Working Whistleblowers

Position

In der neuen Ausgabe der „Position“, dem Magazin der Sozialistischen Deutschen Arbeiterjugend (SDAJ), berichtet Anton (23) aus Trier über seinen Minijob bei Edeka. Er beschreibt drohenden Stellenabbau, illegale Arbeitspraktiken und die Probleme schwacher gewerkschaftlicher Bindung im Einzelhandel.

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Seit einem Dreivierteljahr arbeite ich im größten Edeka in Trier, früher war er einmal, was man wohl „Flagship Store“ nennen würde. Heute ist er heruntergekommen. Heruntergekommen ist auch der Arbeitsalltag dort. Ein Beispiel: Aufgrund von Krankheit oder aus anderen Gründen verpasste Stunden muss ich nacharbeiten. Sollte ich aufmucken, werde ich eben gefeuert, das machen die Chefs subtil klar.

In Gesprächen über die Streiks im ÖPNV fallen bei meinen Kolleginnen und Kollegen immer wieder Sätze wie „Wir müssten mal ein paar Tage streiken, dann würde hier gar nichts mehr laufen“. Wenn ich aber konkret darüber sprechen möchte, wird nur abgewinkt, weil, „Das macht man doch bei uns nicht“.

Als Aushilfe kommt man da dann leider nicht weiter. Es hilft auch nicht, dass die gewerkschaftliche Verankerung fast bei Null liegt und der Betriebsrat es vor allem als seine Aufgabe ansieht, das jährliche Sommerfest für die Belegschaft zu organisieren.

Dass der Betrieb aufgekauft wurde und im Herbst deutlich verkleinert werden soll, wird kaum thematisiert. Obwohl damit zu rechnen ist, dass etwa 20 Prozent der Belegschaft entlassen werden, darunter ziemlich sicher auch ich, gibt es keine Anstrengungen, sich dagegen zu wehren.

Eine Studentin, die ebenfalls als Aushilfe dort arbeitet, sah sich gezwungen, trotz ihrer offensichtlichen Arbeitsunfähigkeit – sie hatte starken Schwindel und fiel während der Schicht öfter um – zu bleiben. Sie wusste, dass sie die Stunden nacharbeiten müsste. Da der Vorfall sich aber in der Klausurenphase ereignete, hatte sie keine Möglichkeit, einen anderen Tag zu opfern, musste also ihre Schicht zu Ende bringen. Von unserer Chefin kam nur der Kommentar: „Die Jugend ist ja so zimperlich, dann soll sie sich halt später zuhause ausruhen.“

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"Working Whistleblowers", UZ vom 26. April 2024



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