Chinesische Sience Fiction kann auch anders als ernst

Alien-Comedy

Schon was geplant zum chinesischen Neujahrsfest? Nein? Wie wäre es mit einem chinesischen Filmabend? Wer die Verfilmung von „Die wandernde Erde“ durch hat und sogar das Glück hat, in der Nähe eines Kinos zu wohnen, das „Wandernde Erde II“ gezeigt hat, könnte es mit Persiflage auf Science Fiction versuchen – und sich vielleicht königlich amüsieren.

In dem 2019 erschienen Film von Regisseur Ning Hao geht es schräg zu, das muss man mögen.

Ein außerirdischer Diplomat wird zur Erde geschickt, um intergalaktische diplomatische Beziehungen zu etablieren. Die selbsterklärte Supermacht Armenika versteckt die Begegnung vor der Welt und nimmt den ersten Kontakt heimlich auf. Im Satellitenring um die Erde treffen sich der auserkorene Astronaut und der außerirdische Botschafter. Leider will der selbstverliebte Astronaut noch schnell ein Selfie machen; das hält der Außerirdische für einen Angriff. Von einem Satelliten getroffen, stürzt das Alien-Raumschiff ab – und landet mitten in einem abgewrackten chinesischen Vergnügungspark. Die ungleichen Freunde Geng Hao und Shen Tengfei halten ihn zunächst für einen Affen, den sie trainieren können. In anderen Filmen würde das Unheil seinen Lauf nehmen, hier ist es der Slapstick.

Nings Film basiert auf der Kurzgeschichte „Der Dorflehrer“ von Liu Cixin und zeigt damit, wie weit man sich von seiner ursprünglichen Inspiration entfernen kann. Denn von dem leidenschaftlichen Lehrer, der sein Leben dafür geben würde, den Kindern seiner Dorfschule Bildung zukommen zu lassen, ist in dem Film nichts zu sehen. Auch nicht von den beobachtenden Aliens, die nur durch den Dorflehrer davon überzeugt werden, dass die Menschen doch eine intelligente Spezies sind, die nicht vernichtet werden sollte. Stattdessen trinken sich die beiden Freunde mit dem Alien durch die Schnapsvorräte von Spirituosenhändler Tengfai und haben ihre liebe Mühe, den tollpatschigen Häschern des „Greatest State of all Times“ zu entkommen.

Wer sich für alberne Filme begeistern kann, wird Spaß haben, wer sich in der Welt der Science Fiction auskennt, wird an Anspielungen seine Freude haben. Und wer es ernst will, guckt vielleicht einfach nochmal „wandernde Erde“.


Crazy Alien
Regie: Ning Hao
Unter anderem mit Huang Bo, Shen Teng, Matthew Morrison und Xu Zheng
Chinesisch und Englisch mit englischen Untertiteln
Abrufbar auf YouTube


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Über die Autorin

Melina Deymann, geboren 1979, studierte Theaterwissenschaft und Anglistik und machte im Anschluss eine Ausbildung als Buchhändlerin. Dem Traumberuf machte der Aufstieg eines Online-Monopolisten ein jähes Ende. Der UZ kam es zugute.

Melina Deymann ist seit 2017 bei der Zeitung der DKP tätig, zuerst als Volontärin, heute als Redakteurin für internationale Politik und als Chefin vom Dienst. Ihre Liebe zum Schreiben entdeckte sie bei der Arbeit für die „Position“, dem Magazin der Sozialistischen Deutschen Arbeiterjugend.

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"Alien-Comedy", UZ vom 9. Februar 2024



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