Digitale Landkarte sammelt Orte, an denen Aufrüstung und Militarisierung vorangetrieben werden

Atlas der Aufrüstung

„Es gab Zeiten, da wurde man wenigstens noch gefragt, ob man den totalen Krieg überhaupt möchte.“ Diese sarkastische Botschaft trug ein Teilnehmer der Friedensdemonstration am 3. Oktober in Berlin auf einem Schild, nebst einem Foto von Göbbels im Berliner Sportpalast. Kriegsvorbereitungen laufen in ganz Deutschland, in allen Branchen, auf allen Feldern. Eine antimilitaristische Initiative hat jetzt eine digitale Karte eingerichtet, auf der „Orte der Aufrüstung“, also Produktionsstätten der Rüstungsindustrie, aber auch Bundeswehr-Einrichtungen, eingezeichnet sind. Sie dient als Werkzeug für antimilitaristischen Widerstand.

48 solcher Orte hat die Initiative um den Antimilitaristen Tobi Rosswog bislang kenntlich gemacht. Darunter sind Firmen, die erst bei genauerem Hinsehen als Rüstungsproduzenten zu erkennen sind, etwa Heidelberger Druckmaschinen, und viele Betriebe, die erst kürzlich auf Rüstungsproduktion umgeschwenkt sind. Die Standorte sind jeweils mit einer Granate markiert. Klickt man darauf, bekommt man Links zu weiterführenden Informationen wie Zeitungsbeiträgen oder Pressemitteilungen. Vermerkt ist auch, ob lokal Widerstand geleistet wird – oder eben noch nicht. Letzteres ist leider noch die Regel. Zu den wenigen Orten, an denen bereits Gegenwehr organisiert wird, gehören das Werk der Rheinmetall-Tochtergesellschaft Pierburg GmbH in Berlin-Wedding, das Noch-VW-Werk in Osnabrück und das ehemalige Alstom-Werk in Görlitz, das jetzt der Rüstungsschmiede KNDS gehört.

Die Initiative möchte die Karte weiter ausbauen. Besucher der Website können helfen, indem sie selbst Vorschläge einreichen. „Lasst uns überall, wo Orte der Aufrüstung entstehen, ein klares Zeichen gegen die Militarisierung der Gesellschaft setzen – auch vor deiner Haustür“, sagte Tobi Rosswog dem „nd“.

Die digitale Landkarte „Orte der Abrüstung“ ist unter orte-der-aufruestung.de erreichbar.

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