Rekorddürre bringt Wasserversorgung in Gefahr

Auf dem Trockenen

Von Johanna Scheringer-Wright

Das Jahr 2018 gehört in Deutschland zu den niederschlagsärmsten Jahren seit Beginn regelmäßiger Messungen 1881. Anstelle des langjährigen Mittels von etwa 786 mm fielen nur 590 mm. Die ostdeutschen Bundesländer hatten letztes Jahr besonders unter der Dürre zu leiden.

Der Juni 2019 war der wärmste Juni seit Beginn der Aufzeichnungen. Hitze und wenig bis keine Niederschläge –  die Folgen davon sind gerade in Brandenburg deutlich zu spüren. Wasserreserven in Speichern nehmen ab, die Pegel der Brandenburger Flüsse und Seen sinken, die Grundwasserkörper füllen sich nicht auf. Der Fluss „Schwarze Elster“ ist bereits auf vier Kilometern Länge ausgetrocknet. Ohne weitere Niederschläge wird das Trinkwasser knapp. Gleichzeitig steigt der Wasserbedarf in diesem trockenen Sommer. Im Kreis Oberhavel gibt es Probleme mit dem Wasserdruck, beispielsweise aus dem Wasserhahn oder der Toilette. Die Wasserbehörden sind deshalb alarmbereit und erste Gemeinden reagieren mit Wasserrationierung. Die Landkreise Oberspreewald-Lausitz, Dahme-Spreewald, Spree-Neiße und die kreisfreie Stadt Cottbus haben Einschränkungen in der Entnahme von Oberflächenwasser ausgesprochen. Zwischen 6 und 21 Uhr darf kein Wasser mehr für die Bewässerung entnommen werden. Diese Anforderung an die Bewässerung ist sinnvoll, weil die direkten Verdunstungsraten, also bevor das Wasser überhaupt von den Pflanzen aufgenommen werden kann, reduziert werden, wenn in der Dämmerung oder in den Nachtstunden gegossen wird.

Die Trockenheit führt zu weiteren Gefahren. In dieser Woche mussten einige Waldbrände bekämpft werden. Im letzten Jahr gab es überdurchschnittlich viele Waldbrände. Insgesamt sind die Wälder in Deutschland in einem schlechten Zustand. Die jahrzehntelangen chronischen Schäden an den Bäumen – erst durch sauren Regen, dann durch Stickstoffeinträge über die Luft – kumulieren in diesem Jahr in teils tödlichen Trockenschäden bei Buchen und einem fast flächendeckenden Borkenkäferbefall, welcher die Fichtenbestände, insbesondere in Thüringen, absterben lässt.

Das sind Fakten, die in den größeren klimatischen Kontext eingeordnet werden müssen. Der Klimawandel, den die Wissenschaft seit den 1980er Jahren immer weiter erforscht und vor dem sie gewarnt hat, wirkt sich immer stärker aus. Durch die sich gegenseitig verstärkenden Effekte aufgrund der Erderhitzung – höhere Verdunstungsraten, Auftauen des Permafrostes, die Eisfreiheit der Nordpassage und das Abschmelzen von Gletschern weltweit, sogenannte „Kipp-Effekte“ – kommt es eben auch in Deutschland zu immer stärker werdenden klimatisch bedingten Katastrophenereignissen.

Es ist richtig und wichtig gegen die Klimakatastrophe mit Anpassung zu reagieren, wie durch Wassereinsparungen, Bewässerung in den Nachtstunden, aber auch durch die Erhöhung der Wasserspeicherung im Boden selbst. Anpassungsstrategien können aber nur in einem bestimmten Rahmen funktionieren. Wird dieser Rahmen durch Kipp-Effekte gesprengt, lässt sich der Klimawandel durch die menschlichen Zivilisationen auch nicht mehr durch Anpassung meistern.

Deshalb ist es dringend notwendig, unverzüglich die Ursachen der Klimakatastrophe zu bekämpfen. Und das bedeutet, den Ausstoß der klimaschädlichen Gase drastisch zu reduzieren und den Raubbau an Ressourcen wie Wäldern und Mooren zu beenden. Für diese Maßnahmen ist die Bundesregierung ganz offensichtlich nicht zu haben. Weder werden die Autokonzerne wegen ihrer Abgas-Betrugsserien zur Verantwortung gezogen, noch werden die Energiekonzerne bei der Umstellung auf erneuerbare Energien in die Pflicht genommen. Der späte Kohleausstieg wird noch vergoldet und die Strukturanpassung – also die Schaffung neuer Arbeitsplätze in den betroffenen Regionen – wird von der Gesamtgesellschaft übernommen. Dabei zahlen anteilig ärmere Bevölkerungsschichten bekanntlich mehr als Reiche und Unternehmen. Verantwortungsvolle Klimaschutzpolitik geht anders.

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"Auf dem Trockenen", UZ vom 12. Juli 2019



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