DKP Wittenberg diskutierte über Christen und Kommunisten

Ausbeutung mit christlicher Nächstenliebe unvereinbar

Wilhelm Rettler

Am 12. November 2023 kamen in der Lutherstadt Wittenberg im Café der Begegnung auf Einladung der DKP circa 30 Menschen zusammen, um über Gemeinsamkeiten von Christen und Kommunisten zu diskutieren. Örtliche Presse und UZ hatten dankenswerterweise auf diese Veranstaltung hingewiesen. Die hohe Teilnehmerzahl zeigt, welches Interesse an diesem Thema besteht.

Bevor die Diskussion freigegeben wurde, gaben Wilhelm Rettler von der DKP Wittenberg und Pastorin Brigitte Neumeister, Wittenberg, Statements ab. Rettler ging auf den Mannheimer Pfarrer Erwin Eckert ein, einen Antifaschisten, der 1931 aus der SPD ausgeschlossen wurde, daraufhin der KPD beitrat und später Mitglied der DKP wurde. Ziel der Kommunisten sei nicht die Abschaffung der Religion, sondern der Bruch mit den Ausbeutersystemen. Das Ausbeutersystem des Kapitalismus steht und fällt mit der Menschenfeindlichkeit und dem Egoismus. Beide sind mit dem Gebot der christlichen Nächstenliebe unvereinbar. Pastorin Neumeister gestaltete ihr Statement autobiografisch. Sie stammt aus Wuppertal. Ihr damaliger Ehemann war politisch für die DKP unterwegs. Mit ihm leistete sie gemeinsame Friedensarbeit auf der Straße. Nachdem er sich mit dem christlichen Glauben beschäftigte und zum Glauben kam, hörte sie von ihm, dass Jesus sicherlich der erste Kommunist gewesen sein könnte. Neumeisters offene Einstellung gegenüber den Kommunisten ist bemerkenswert. Sie wies auf die aktuelle Tageslosung, eine Aussage aus der Bergpredigt, die lautet: „Glücklich sind die Frieden stiften, denn sie werden Kinder Gottes heißen.“

Im Anschluss entwickelte sich eine rege Diskussion. Der gemeinsame Wunsch, gesellschaftlich etwas zu bewirken, Solidarität zu üben, für Frieden einzutreten und ein gutes Miteinander zu gewährleisten, kam in den Gesprächen deutlich zum Ausdruck. Der Gemeinschaftsgedanke hat sowohl im Christentum als auch für die Kommunisten fundamentale Bedeutung und kommt schon im Wort Kommunismus zum Ausdruck. Hingewiesen wurde auf die großen Friedensdemonstrationen in den 80er Jahren, als mehrere Hunderttausend Menschen, Christen gemeinsam mit Kommunisten und anderen Friedensaktivisten, gegen den sogenannten NATO-Doppelbeschluss auf die Straße gingen. Gefragt wurde, was das gebracht habe. Den gewünschten politischen Erfolg leider nicht, wohl aber die Erkenntnis, dass den Herrschenden der Wille des Volkes egal ist. Die geplante Dauer der Veranstaltung wurde erheblich überschritten.

Abschließend sangen die Anwesenden gemeinsam den Friedensgospel-Song „Down By The Riverside“. Weitere Veranstaltungen zum Thema Christen und Kommunisten werden folgen.

Dieser Artikel ist für Sie kostenlos. Kritischer Journalismus braucht Unterstützung, um dauerhaft existieren zu können. Daher laden wir Sie ein, die UZ als Wochenzeitung oder in der digitalen Vollversion 6 Wochen kostenlos und unverbindlich zu testen. Sie können danach entscheiden, ob Sie die UZ abonnieren möchten.



UZ Probe-Abo [6 Wochen Gratis]
Unsere Zeit