Wissenschaftler unterstützen „Friday for future“-Proteste

Die Schüler haben Recht

Von Tina Sanders

Seit einigen Monaten demonstrieren Schülerinnen und Schüler am Freitag für eine konsequente Klimapolitik. Als eine Ikone wird die Schwedin Greta Thunberg aufgebaut. Als sie am 1. März auf dem SchülerInnenstreik in Hamburg spricht, hören mehr als 3 000 Schülerinnen und Schüler zu und feiern sie. Neben ihr spricht auch Mojib Latif, Professor von „Geomar“ in Kiel, ein profilierter Klimaforscher.

Gegen Greta hagelt es Kritik, vor allem im Netz, es gibt aber auch viel Lob. Sie wird von beiden überhöht – als Galionsfigur der „Fridays for future“-Bewegung oder als eine Puppenfigur, die von der herrschenden Ideologie missbraucht wird. Ihr wird das Asperger-Syndrom vorgeworfen und dass ihre Eltern sie vermarktet hätten. Als ob eine 16-jährige nicht selber denken und Politik entwickeln könnte. Angela Merkel schafft es, die „schulschwänzenden“ Schülerinnen und Schüler gleichzeitig zu verunglimpfen, sie seien eine „Cyberbedrohung, gesteuert aus Russland“, und gleichzeitig ihr Engagement zu bewundern.

Um Inhalte scheint es nicht zu gehen, sondern nur noch um Meinungen und wer die bessere Propaganda hat. Was aber wirklich passiert und was getan werden kann oder muss, um die Lebensgrundlage für die Menschheit auf der Erde auch für künftige Generationen sichern zu können, scheint keine Rolle mehr zu spielen. Wie erfrischend ehrlich und klar kommt dagegen der Aufruf deutschsprachiger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler daher, die sich inhaltlich hinter die demonstrierenden Schülerinnen und Schüler stellen.

Bis zum 12. März sammelten Klimaforscher unter dem Motto „#Scientists­4Future“ über 12000 Unterschriften von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Sie wissen, dass die Fakten dafür sprechen, dass die aktuellen Klimaveränderungen vom Menschen gemacht sind. Es bleibt aber nicht bei der „Meinung“, im Anhang werden wissenschaftlich belegbare Fakten und Forderungen aufgeführt. Insgesamt werden 21 Fakten zusammengetragen, um die Debatte wieder auf eine fundierte Grundlage zu stellen. Zwei Punkte scheinen dabei beachtenswert zu sein: Zum einen machen die Wissenschaftler deutlich, dass nicht nur der Klimawandel unsere Lebensgrundlagen gefährdet, sondern auch die Zerstörung der Biodiversität. Die aktuelle Produktionsweise verbraucht und zerstört die biologische Vielfalt. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler schlagen vor, dass dem Verursacherprinzip Rechnung getragen werden muss. Im Rahmen des Kapitalismus soll eine CO2-Abgabe sozialverträglich eingeführt werden. Das bedeutet, sie muss entweder durch Steuererleichterungen oder durch Barauszahlungen an die Bürger gegenfinanziert werden (Punkt 20). Greta hat es etwas deutlicher gesagt, wenn das System die Situation nicht ändern kann, dann muss also das System geändert werden muss.

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"Die Schüler haben Recht", UZ vom 15. März 2019



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