Der 18. Bundesliga-Spieltag in meiner Kneipe

Eben.

Von Karl Rehnagel

Rückrundenstart und der Tisch war halbwegs voll: Chuck mit der Glatze, M. mit dem zweiten Herz, Gartenbro A., die schöne M., ihre Eltern und ich. Und natürlich U., der Mann ohne Zähne. Er hatte für M.s Hundchen ein BVB-Halstuch gekauft. „Dann kann sie unser Meistermaskottchen werden.“ Verdammt, wie kommt man auf so bescheuerte Ideen? Die Konkurrenz, die keine ist, hält jedenfalls keinen Winterschlaf. Soviel ist sicher.

Die Bayern hatten einen Tag vorher gewonnen, 3:1 in Hoffenheim. Damit schrumpfte vorübergehend unsere Führung auf nur noch drei Punkte. Aber überzeugend war da eher nur das Ergebnis. Hoffenheim hatte einfach zu viel Angst, oder wie ihr Stürmer Kramaric in die Mikrofone gab „The first half was simply Scheiße.“ Eben.

Dortmund dann ohne Reus und ohne Abwehr und ich ohne große Hoffnung. Weigl, der halbe Lauch, als Innenverteidiger gegen Poulsen und Werner? Das konnte eigentlich nicht gut gehen. 423 Zigaretten und vier Bier später die Erkenntnis: doch. Mit viel Kampf, viel Plan und viel Glück. Weigl erstaunlich gut in der Abwehr, Bürki im Tor unüberwindbar und Axel Witsel … einfach nur der Wahnsinn. Ein tolles und wichtiges Tor und ansonsten auf dem Platz präsent wie sonst nur Donald Trump bei Twitter. Ein Augenschmaus erster Kajüte! Würde ich vor jemandem in die Knie gehen, was ich nicht mache und davon ab auch gar nicht kann, dann vor Michael Zorc für diesen abstrusen Transfer aus China. Mit solchen Gedanken ging es ab nach Hause, in einem drei Grad „warmen“ Außenzelt Fußball zu gucken ist wirklich kein Zuckerschlecken. Die schöne M. war als solche kaum zu erkennen, sie sah mit ihren zirka 3 000 Pullovern eher aus wie die kleine Schwester des Michelin-Männchens. „Scheißegal, Hauptsache warm.“ Eben.

Und sonst? Hannover, Nürnberg und Stuttgart balgen sich um den Abstieg. Augsburg will kein Spielverderber sein und verdaddelt es zu Hause gegen – Achtung – Düsseldorf! Die haben jetzt das vierte Spiel am Stück gewonnen. Krass. Schalke überraschte auch. Mit einem 2:1 gegen Wolfsburg, welches ich so gar nicht erwartet hatte, sind sie zumindest gut aus der Winterpause gekommen. Frankfurt hat wieder gewonnen und Gladbach mit drei glücklichen Big Points in Leverkusen nachgelegt. Damit liegen sie schon fünf Punkte vor dem Viertplatzierten, den Dosen aus Leipzig.

Beim Tippspiel schleicht sich bis auf einen Punkt ein Mensch namens „Der Tiger“ an meinen ersten Platz heran. Nomen est omen. Oder wie Werner Hansch einst sagte: „Ja, Statistiken. Aber welche Statistik stimmt schon? Nach der Statistik ist jeder 4. Mensch ein Chinese, aber hier spielt gar kein Chinese mit.“ Eben.

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"Eben.", UZ vom 25. Januar 2019



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