Zu „Erbitterte Rivalität und doch dasselbe Ziel“, UZ vom 2. Februar

Geht es noch um Rivalität?

Reinhard Albrecht, Mirow

„Erbitterte Rivalität“ sehe ich nicht mehr. Ich sehe Kapitalverflechtungen, Besitzwechsel, Erpressung und Abhängigkeiten. In der DDR gab es ein Lehrfach „Politische Ökonomie“. Bereits da habe ich etwas von Kapitalverflechtungen gehört. Die haben extrem zugenommen. Ein symbolischer Akt dazu war der Aktientausch Mercedes-Benz-AG/Chrysler-AG. Der Aktientausch, der im Endeffekt sogar Einfluss auf die deutsche Gesetzgebung hatte. Es gibt vielleicht kein Großunternehmen mehr, das von deutschem oder europäischem Kapital dominiert wird. Ein Bärtiger, der selbst nicht einmal Geld für den Friseur hatte, hat einst über die „Konzentration des Kapitals und der Produktion“ geschrieben. Das gilt bis heute. Die Produktion wird weltweit von rund 80 Großkonzernen gesteuert. Mindestens 70 davon unterliegen dem Diktat der US-Politik. Ausnahmen sind zum Beispiel Rosneft und Huawei. Es gibt keinen freien oder gerechten Handel.

Wer gehört zu wem, also welche Betriebe oder Marken gehören zu welchem Konzern? Da achte ich seit 1990 drauf. Das fing mit der Frage an: Wem wurden die VEB geschenkt? Verkauft kann man das ja nicht nennen. Heute gibt es sogar eine Geheimhaltung über Eigentumsverhältnisse. Von manchen ehemaligen Ost-Unternehmen ist der Eigentümer nicht legal ermittelbar. Man nennt es Datenschutz. Wer stark sein will, braucht auch Technologien und Patente. Über beides wachen die USA sehr genau. Sie sind der größte Patentdieb in der Geschichte. Auch heute kaufen sie Patente zum symbolischen Preis auf. Der wichtigste Grund, warum US-Kapital nach Deutschland kommt, sind Steuergeschenke. Insgesamt betrachtet, ist Deutschland von den USA abhängig: militärisch, technologisch, finanziell, in den Bereichen Energie und Ernährung. Die Abhängigkeit wird durch die derzeitige Bundesregierung noch verstärkt.

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"Geht es noch um Rivalität?", UZ vom 23. Februar 2024



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