Konzerne zur Kasse bitten

Bottroper Kommunalpolitiker antworten „Fridays for Future“
Die Bottroper Gliederung von „Fridays for Future“ fragte die Stadtratsparteien an, welche Positionen diese bezüglich des Klimaschutzes in ihrer Stadt hätten. Der Kreisvorsitzende der DKP Bottrop, Jörg Wingold, antwortete ihnen in einem Schreiben, das wir an dieser Stelle dokumentieren.

Liebe Freunde von „Fridays for Future“,
wir von der DKP Bottrop halten zurzeit für die wichtigste Forderung diejenige nach einem kostenlosen und erweiterten Fahrplan im ÖPNV, um endlich den Verkehr in den Städten – konkret in Bottrop – in den Griff zu bekommen. Elektro-Autos im Individualverkehr halten wir für den falschen Weg. Daraus folgt auch – nach einer Übergangsphase –, den Bus-ÖPNV von Diesel/Benzin auf Strom, besser auf Wasserstoff umzustellen, sowie die Erweiterung des Schienenverkehrs. Das ist durchaus schnell umsetzbar, in manchen chinesischen Großstädten fahren nur noch Elektrobusse mit darauf abgestimmtem Fahrplan.
Untrennbar damit verbunden ist die Forderung nach sofortigem Stopp der geplanten Autobahn A 52 auf der B 224 und der Verbreiterung von A 2 und A 42 auf Bottroper Stadtgebiet. Es ist ein Anachronismus in heutigen Zeiten, Autobahnen durch Ballungsgebiete wie das Ruhrgebiet zu planen und zu bauen. Auch hier gibt es seit Jahren Alternativen, selbst für den Transport von Gütern, vor allem aber von Personen. Wir fragen uns ständig, warum eine ÖPNV-Fahrt durch Berlin nur halb so teuer ist, wie eine von Bottrop nach Essen-Mitte.

In diesen Zusammenhang gehört natürlich der von uns geforderte intensive Ausbau des Radverkehrs. Das ist eine Alternative für den innerörtlichen Verkehr – im Gegensatz zum Beispiel zu Elektrorollern.

Die Verseuchung des Bottroper Südens durch die Kokerei und weitere Emittenten muss aufhören. Die DKP Bottrop hat dazu als Sofortmaßnahme die Forderung aufgestellt, eine der drei Koksbatterien zur Reparatur zu schließen. Die Verbrennung von „Petrolkoks“ in der Kokerei muss sofort beendet werden, es entstehen giftige Gase. Das Alpincenter – ebenfalls im Süden – soll jetzt vergrößert werden, dazu soll Sondermüll zur angeblichen Stabilisierung der Hallenhalde angeschüttet werden. Auch dies gilt es zu verhindern.

Ein weiterer Punkt auf unserer Agenda ist die Verhinderung von Innenflächenbebauungen zur Erhaltung von Frischluftschneisen in Bottrop. Dazu gehört aktuell die Freifläche im Eigen an der Tourcoingstraße und der Beckheide. Auch die Vernichtung des Kraneburger Feldes in der Boy durch die Kombination von Autobahnbau und Flächennutzung für eine Spedition und die Vernichtung der Freifläche am Freitagshof in Vonderort steht in der Reihe von ökologischer Ignoranz der großen Parteien in unserer Stadt.

„Innovation City“ war nicht der große Wurf, wie es dargestellt wurde, hier ging es einseitig um energetische Sanierung durch die großen Wohnungsgesellschaften – die Mieter zahlen die Zeche. Die DKP Bottrop erwartet stattdessen eine „Innovation“ – Erneuerung unserer Stadt im Sinne von Ganzheitlichkeit. Große Konzerne sollten zur Kasse gebeten werden, sie haben die Ressourcen unseres Planeten, speziell unserer Stadt, mehr als genug geplündert und sich daran eine goldene Nase verdient. Mehr als deutlich ist das am Bergbau zu erkennen: Nach dem Ende der Kohle in unserer Stadt ist die RAG weder am Schicksal der Bergleute, noch an dem der Natur interessiert und überlässt die Folgekosten gern mal wieder dem Bürger.

Bleibt noch zu erwähnen – und verwundert vielleicht in diesem Zusammenhang – die Erhaltung und Sanierung von Bädern wie dem Stenkhoffbad: Denn auch in den wahrscheinlich immer länger und heißer werdenden Sommern soll der Spaß nicht zu kurz kommen! Die DKP Bottrop hatte hier dafür gesorgt, dass das Wasser für das Bad aus Brunnen gewonnen wurde und wird – nicht aus dem Wassernetz. Die Anregung dazu kam von einem Vertreter der DKP im Sport- und Bäderausschuss. Die DKP Bottrop meint: Wichtig wäre, die Menschen in unserer Stadt mit ihren Ideen einzubeziehen, die wissen und können häufig viel mehr, als ihnen zugetraut wird!

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"Konzerne zur Kasse bitten", UZ vom 3. Januar 2020



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