Kultursplitter

Von Herbert Becker

Goldene Himbeere

Seit 1980 ist es immer wieder eine Freude, wenn kurz vor der bombastischen Oscar-Verleihung in Los Angeles bekannt gegeben wird, wer eine „Goldene Himbeere“ bekommt. Dieser Spottpreis geht an den im letzten Jahr schlechtesten Film und an die miserabelsten Schauspieler. Dieses Jahr darf sich Donald Trump über die Auszeichnung ärgern, seine unfreiwilligen Auftritte in den beiden Dokumentationen „Fahrenheit 11/9“ von Michel Moore und in „Death of a nation“ von Dinesh D‘Souza waren so umwerfend schlecht, dass er nach Meinung von Tausenden von Kinofans diese Frucht erhalten soll. Seine Pressesprecherin bekommt ebenfalls eine Himbeere für ihre Erfindung der Fake-News und die unsägliche Verteidigung ihres Herrn und Meisters. Wie leider üblich, haben die Preisträger trotz freundlicher Einladung wenig Lust, sich den Preis abzuholen, der US-Präsident und seine Angestellte werden sich vielleicht per Twitter von der angekündigten „Gala“ abmelden.

Goldene Männchen

Die 91. Verleihung der Academy Awards, besser bekannt als „Oscars“, am letzten Sonntagabend in Los Angeles brachte gleich mehrere Gewinner hervor, die man zwar auf der Rechnung haben konnte, aber so nicht unbedingt. Es sollte der große Abend von „Bohemian Rhapsody“ werden. Der Film erzählt die Geschichte der Band „Queen“. Schnell feiert die Combo Erfolge und produziert Hit um Hit. Mercury, mittlerweile an Aids erkrankt, gelingt es, seine Bandmitglieder noch einmal zusammenzutrommeln und beim „Live Aid“ einen der legendärsten Auftritte der Musikgeschichte hinzulegen. Fünf mal nominiert und vier mal gewonnen. Kein anderer Film räumte so viele Academy Awards ab. Krönung ist natürlich der Oscar für Freddie-Mercury-Darsteller Rami Malek. Gleich drei Oscars gingen an „Green Book“, eine eher alberne Geschichte über einen schwarzen Selfmademan und seinen weißen Chauffeur, einer davon als bester Nebendarsteller an Mahershala Ali. Er gewann 2017 auch für seine Leistung in „Moonlight“ und ist nun neben Denzel Washington der einzige farbige Darsteller, der mehr als einen Oscar bekommen hat. Wenig überraschend ist der Preisregen für „Roma“. Ausgezeichnet wurde das persönliche Mexiko-Drama in der Kategorien „Beste Kamera“, „Beste Regie“ und „Bester nicht-englischsprachiger Film“. Der deutsche Beitrag „Werk ohne Autor“ ging erfreulicherweise leer aus. Der Oscar für die „Beste Hauptdarstellerin“ ging überraschend nicht an Glenn Close, sondern es gewann Olivia Colman für ihre Rolle in „The Favourite“ (der ansonsten bei der Verleihung fast leer ausging). Zum besten Dokumentarfilm wurde „Free Solo“ von Elizabeth Chai Vasarhelyi, Jimmy Chin, Evan Hayes und Shannon Dill gekürt. Der Extremsportler Alex Honnold bereitet sich im Sommer 2017 auf seinen größte Lebenstraum vor: Er will im Alleingang und vollkommen ohne Sicherung den fast senkrechten Felsen El Capitan erklimmen, der 975 Meter hoch ist und im Yosemite-Nationalpark in Kalifornien liegt.

Buntes Bild

Das Museum für Kunst und Kultur in Münster hat das Gemälde „Farbige Formen I“ von August Macke erworben. Es ist dort bereits seit 1981 als Dauerleihgabe zu sehen. Mit Unterstützung des Landes, der Kulturstiftung der Länder, eines Freundeskreises und einer Kunststiftung wurde das Bild gekauft. Das Museum gibt den Preis mit 750 000 Euro an. Das 1913 entstandene Gemälde soll am Mittwoch dieser Woche „übergeben“ werden, obwohl es seit langem dort hängt. Ernst Macke hat wenige abstrakte Arbeiten fertiggestellt, dieses Gemälde ist für das Museum eine gelungene Ergänzung. Ernst Macke ist einer der bekanntesten deutschen Künstler des Expressionismus, anstelle sich nur die oft schlechten Drucke in Kalendern anzusehen, lohnt ein Besuch des Museums.

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Über den Autor

Herbert Becker (Jahrgang 1949) hat sein ganzes Berufsleben in der Buchwirtschaft verbracht. Seit 2016 schreibt er für die UZ, seit 2017 ist es Redakteur für das Kulturressort.

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"Kultursplitter", UZ vom 1. März 2019



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