Angriffe auf Syrien bescherten den Rüstungskonzernen einen Kapitalzuwachs

Lohnende Angriffe

Von C. J. Atkins, New York Aus „People’s World“, Übersetzung Uli Brockmeyer

„People‘s World“ ist eine sozialistische Zeitung aus den USA, die Nachrichten und Analysen für die Arbeiterbewegung veröffentlicht. Mit einer kleinen Redaktion und einem großen Netzwerk freier Autoren gewährt sie einen Blick auf lokale, nationale und internationale Kämpfe aus Sicht derer, die sie erleben.

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Seitdem Präsident Trump getwittert hatte, dass er die Absicht hat, Syrien zu bombardieren, sind die Aktienwerte einiger der größten Waffenproduzenten der USA innerhalb einer Woche um insgesamt rund 10 Milliarden US-Dollar gestiegen. Seitdem Trump seine Ankündigung am vergangenen Wochenende wahr gemacht hat, setzt sich die Rallye an der Wall Street fort.

Mehr als hundert US-amerikanische „Tomahawk“-Raketen wurden auf Syrien abgefeuert – Trumps „Vergeltung“ für einen angeblichen Angriff mit Chemiewaffen von Assads Truppen in Douma – für den die Welt allerdings bis heute auf einen Beweis wartet. Trumps Tweet am 9. April, laut dem er gegen Syrien aktiv werden wolle, ließ die Börsenkurse einiger der größten Rüstungslieferanten der USA in den Himmel schießen und sie steigen immer noch weiter.

Für Raytheon (RTN), den Konzern, der die Marschflugkörper „Tomahawk“ herstellt, die gegen Syrien eingesetzt wurden, hat sich der Anlagenwert um fast 2,5 Milliarden Dollar erhöht. Wenn man die Zuwächse der anderen Waffenschmieden wie Lockheed Martin (LMT), General Dynamics (GD), Boeing (BA) und Northrop Grumman (NOC) addiert, wird mehr als deutlich, wie profitabel das Kriegsgeschäft sein kann.

Lockheed Martin liefert das taktische Kontrollsystem, eine der gefragtesten Komponenten des Startapparats der „Tomahawks“. General Dynamics produziert das Feuersystem der Raketen. Boeing baut die B1-Bombenflugzeuge, die bei den Angriffen eingesetzt wurden, und ebenso eine Reihe eigener Marschflugkörper, während Grumman das Radarsystem und ebenfalls eigene Kriegsflugzeuge herstellt, wie den Tarnkappenbomber B-2 Stealth.

Die Schlangen der Spekulanten, „Investoren“ genannt, griffen gierig nach den geldmachenden Angeboten der letzten Tage. Im wichtigsten Aktien-Blog „The Street“ empfahl der Börsenmakler Stephen Guilfoyle „heiße Rüstungsaktien für Syrien“ und erklärte seinen Lesern: „Die Welt bleibt gefährlich und gefährliche ‚Spielzeuge’ sind immer mehr gefragt“.

Für die Steuerzahler der USA betrug der Preis zur Subventionierung der Rüstungsprofite mindestens 165 Millionen Dollar – allein für die „Tomahawk“-Raketen, für die die US-Regierung einen Stückpreis von 1,4 Millionen Dollar hinblättern muss. Hinzu kommen selbstredend Dutzende Millionen, die für die Mobilisierung der Waffensysteme und der Truppen, die für die Angriffe benötigt wurden, zu bezahlen sind.

Auch wenn diese Angriffsrunde lediglich als Affäre einer Nacht dargestellt wird, so ist sie doch Teil einer anhaltenden Kampagne der Kriegführung in Syrien und im Nahen Osten, mit dem Ziel, die Vorherrschaft der USA aufrechtzuerhalten gegen den wachsenden Einfluss des Iran und Russlands. Es ist fast genau ein Jahr her, als ebenfalls ein Raketenangriff gegen Syrien ausgeführt wurde, und auch dieser wegen eines angeblichen Angriffs mit Chemiewaffen. Zudem sind seit 2015 US-Truppen mitten im Land stationiert.

Mit bekannten Falken des Krieges in wichtigen Positionen der Regierung – wie John Bolton als Nationaler Sicherheitsberater, Mike Pompeo als neuer Außenminister und Gina Haspel als Chefin der CIA – neigt sich die Wahrscheinlichkeit, dass der Raketenangriff von Mitte April eine einmalige Sache war, immer mehr gegen Null. Diese drei Figuren waren verbunden mit dem desaströsen Krieg im Irak unter George W. Bush, der ebenfalls mit der Notwendigkeit begründet worden war, Saddam Husseins „Massenvernichtungswaffen“ zu beseitigen – Waffen, die gar nicht existierten.

In der Zwischenzeit dauert die Party an der Wall Street an, mit der Aussicht auf noch bessere Tage für Rüstungsproduzenten und deren Couponschneider. Unmittelbar nach der Bombardierung versprach Trump „Milliarden Dollar“ für zusätzliche Militärausgaben. Mit direktem Verweis auf die überlegene Macht des US-Militärs in aller Welt wies er darauf hin, dass niemand dem etwas entgegenzusetzen habe. Und genau das ist es, was die Raketen auf Syrien deutlich machen sollten.

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"Lohnende Angriffe", UZ vom 27. April 2018



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