Schwierigstes Weihnachtsfest

Der britische Gewerkschaftsdachverband TUC warnte, dass die Menschen in Britannien vor dem schwierigsten Weihnachtsfest seit fast einem Jahrzehnt stehen, da die steigende Inflation und die niedrigen Löhne es ihnen unmöglich machen, die grundlegenden Lebenshaltungskosten zu decken. Der Gewerkschaftsbund drängte die Tory-Regierung zu einem Plan zur Anhebung der Löhne und Gehälter, da neue offizielle Zahlen zeigten, dass der Verbraucherpreisindex (VPI), der die Inflation misst, im November auf 5,1 Prozent angestiegen ist – der höchste Stand seit September 2011. Vor allem die deutlich höheren Transport- und Energiekosten sind für den Anstieg verantwortlich, der laut dem „Büro für nationale Statistik“ deutlich über der prognostizierten Rate von 4,7 Prozent lag. Der Chefökonom der unabhängigen Behörde, Grant Fitzner, erklärte, dass die höheren Preise für Kraftstoff, Energie, Kleidung, Gebrauchtwagen und Rohstoffe einen großen Anteil an diesem Anstieg hatten.

Aus den Daten ging auch hervor, dass der Einzelhandelspreisindex (RPI), ebenfalls ein Gradmesser der Inflation, auf den höchsten Stand seit mehr als 30 Jahren gestiegen ist und im vergangenen Monat 7,1 Prozent erreichte gegenüber 6 Prozent im Oktober.

TUC-Generalsekretärin Frances O‘Grady warnte, dass viele Familien in diesem Jahr „Schwierigkeiten haben werden, mit den grundlegenden Lebenshaltungskosten Schritt zu halten“; von Feierlichkeiten zu Weihnachten kann für sie erst gar keine Rede sein. Die von Finanzminister Rishi Sunak im Oktober vorgenommene Kürzung der allgemeinen Sozialleistungen hätte zu keinem schlechteren Zeitpunkt kommen können, fügte sie hinzu.

In der britischen Street Art wurde das Thema Hunger aufgenommen: Künstlerinnen und Künstler bedanken sich bei den Tories dafür, zu den Ttafeln getrieben zu werden (Foto). Bereits zu Weihnachten im vergangenen Jahr hatte das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) zu Weihnachten – zum ersten Mal in seiner 70-jährigen Geschichte – humanitäre Hilfe für Britanniens hungernde Kinder bereitgestellt (siehe UZ vom 20. Dezember 2020). Auch in diesem Jahr werden viele Familien nicht ohne die Hilfe von Tafeln über die Runden kommen. Während die Geringverdienenden in Deutschland vor der Frage stehen, ob sie angesichts der Inflation und der steigenden Energiepreise hungern oder lieber frieren wollen, steht vielen Menschen aus der arbeitenden Klasse Britanniens beides bevor.

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Über die Autorin

Melina Deymann, geboren 1979, studierte Theaterwissenschaft und Anglistik und machte im Anschluss eine Ausbildung als Buchhändlerin. Dem Traumberuf machte der Aufstieg eines Online-Monopolisten ein jähes Ende. Der UZ kam es zugute.

Melina Deymann ist seit 2017 bei der Zeitung der DKP tätig, zuerst als Volontärin, heute als Redakteurin für internationale Politik und als Chefin vom Dienst. Ihre Liebe zum Schreiben entdeckte sie bei der Arbeit für die „Position“, dem Magazin der Sozialistischen Deutschen Arbeiterjugend.

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"Schwierigstes Weihnachtsfest", UZ vom 24. Dezember 2021



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