Streiktagebuch aus der Tarifrunde Post – Teil 3

Selbst­organisiert

Tim Laumann

Am Sonntag Nachmittag erreicht die Mail des Fachbereichsvorstandes Hessen die ver.di-Mitglieder. Die Aktiven des Zustellstützpunkts (ZSP) telefonieren sich zusammen, der Vertrauensmann ist nicht da, andere angesehene Kollegen sind im Urlaub. Also muss die große Mehrheit selbst ran: Zwei Kollegen bilden den ersten Streikposten. Nachdem zwei weitere angekommen sind, kann auch der zweite Eingang besetzt werden.

Die Leitung des ZSP schickt jemanden vor das Tor, der einen „Streikleiter“ sprechen will. Eine reine Einschüchterungstaktik. Bei den vielen neuen und befristeten Kollegen kann die Deutsche Post solche Manöver versuchen, aber die Kollegen bleiben stabil. Wortlos wird der gewerkschaftliche Streikaufruf ausgehändigt. Der Vertreter der ZSP-Leitung versucht es weiter, will einen Namen in Erfahrung bringen. Die Kollegen zeigen sich hilfsbereit und suchen ihm die Nummer des Betriebsratsbüros heraus. Eine Kollegin beginnt derweil, mit dem Betriebsrat zu telefonieren. Die Kollegen lassen sich nicht einschüchtern, die Leitung zieht wieder ab.

In den folgenden Gesprächen wird klar, dass man nur vorbereitet, geschult, gemeinsam solchen Einschüchterungen entgegentreten kann. Organisation ist der Schlüssel zum Erfolg. Die Streikpostenkette für den nächsten Tag wird bereits im Streiklokal geplant.

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"Selbst­organisiert", UZ vom 10. Februar 2023



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