Hofer Kommunist Hans Merker geehrt

Stolpern über den Widerstand

Von Randolph Oechslein

Der erste Stolperstein, der je in Hof verlegt wurde, trägt den Namen des Kommunisten Hans Merker. Der geborene Hofer und Bauarbeiter war der Kopf der illegalen Widerstandsorganisation der KPD in seiner Heimatstadt. Im August 1933 wurde der populäre Agitator das erstemal verhaftet, wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ für 15 Monate ins Bayreuther Zuchthaus St. Georgen gesperrt und nach Verbüßung der Strafe für ein weiteres Jahr ins KZ Dachau verschleppt. Nach seiner Freilassung nahm er sofort die illegale Arbeit wieder auf. Am 1. September 1939 wurde er erneut in „Schutzhaft“ genommen und ins KZ Buchenwald eingeliefert. 1944 kam er ins berüchtigte Außenlager Dora. Er gehörte dort zur Widerstandsgruppe der kommunistischen Häftlinge, die seit dem Herbst 1944 im Visier der Nazis war. Am 5. Januar 1945 wurde Hans Merker im Außenlager Rossla/Harz „auf der Flucht“ erschossen.

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Die Initiative für die Verlegung des Stolpersteines für Hans Merker ging von einer AG „Schule ohne Rassismus“ des Hofer Jean-Paul-Gymnasiums aus. Sie hatten, mit organisatorischer Unterstützung des Hofer Kulturamtes, am 30. Juli vor der ehemaligen Wohnung Hans Merkers in der Döbereinerstr. 12, in einem Hofer Arbeiterviertel, eine Gedenkstunde vorbereitet. Der Künstler Gunter Demnig, „Erfinder“ der Stolpersteine, verlegte den Stein. Auch der Hofer Oberbürgermeister Dr. Fichtner (CSU) würdigte in einem Redebeitrag den Mut Hans Merkers.

Nachzutragen bleibt, dass dies nicht die erste Ehrung für Hans Merker in Hof war. Bereits 1946 wurde eine Straße in Hof nach ihm benannt. Im Zuge des Kalten Krieges und des folgenden KPD-Verbotes machte die damalige Stadtratsmehrheit die Widmung rückgängig. Ähnliches geschah Hans Merkers Mitkämpfern, den Hofer Kommunisten Ewald Klein und Philipp Heller, die ebenfalls von den Nazis ermordet worden waren. Mit der Namensgebung einer Brücke für Ewald Klein und einer Sportanlage für Philipp Heller ehrte sie der Hofer Stadtrat 1947. Doch auch diese Ehrungen wurden in den 50er Jahren wieder rückgängig gemacht. Die Hofer DKP fordert auch bei diesen beiden eine angemessene Würdigung. Immerhin: Seit dem 30. Juli 2015 darf man in Hof über den antifaschistischen Widerstand stolpern.

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"Stolpern über den Widerstand", UZ vom 7. August 2015



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