Die 630 Abgeordneten des Bundestages wollen natürlich auch beschäftigt werden. Zwölf von ihnen, eher von den hinteren Bänken, dürfen regelmäßig zur „Parlamentarischen Versammlung der NATO“ reisen. Als eigenständige Organisation, finanziert auch aus Bundesmitteln, hat sie laut eigener Aussage das Ziel, die transatlantischen Beziehungen zu fördern. Dazu soll sie auch für Verständnis für die NATO-Politik in den nationalen Parlamenten werben. Vor diesem Gremium verkündete der Generalsekretär der Kriegsallianz, Mark Rutte, Philosophisches: „Als NATO sind wir 25-mal größer als die russische Wirtschaft. Unser Militär ist dem russischen Militär unendlich überlegen. Was unsere Luftwaffe angeht, so können die Russen mit ihren MiG-31 oder wie auch immer sie heißen nicht einmal im Schatten mithalten, weil sie keine gut ausgebildeten Kampfpiloten sind.“ Florian Warweg von den „Nachdenkseiten“ wollte in der Bundespresskonferenz wissen, warum man bei unendlicher Überlegenheit so massiv aufrüsten müsse. Leider erwies sich Pressesprecher Müller der philosophischen Frage nicht gewachsen: Russland habe schließlich die Ukraine überfallen und bedrohe die Sicherheit, deshalb müsse „die NATO-Verteidigungsfähigkeit gegen dieses aggressive Russland“ gestärkt werden. Die Frage bleibt also im Raum, wie es der russischen Gurkentruppe immer noch gelingt, trotz der Unterstützung der unendlichen NATO in der Ukraine Krieg zu führen. Mehr noch: Wie schaffen es die Russen, den NATO-Luftraum mit Drohnen und ihren im Schatten stehenden Piloten immer wieder zu verletzen? Wieso ist das um ein Vielfaches schwächere Russland noch nicht wirtschaftlich ruiniert, wie es die unendliche Annalena Baerbock gefordert hat? Und auf welche Potenz von unendlich soll denn die „Verteidigungsfähigkeit“ der NATO gesteigert werden? Wären für eine ununendliche Überlegenheit 10 Prozent oder mehr an Rüstungsausgaben notwendig?
Mit diesen Fragen alleingelassen, macht sich in der UZ-Redaktion Ratlosigkeit breit. Es bleiben nur zwei Möglichkeiten: Entweder haben sich die NATO-Propagandisten ihre Schauermärchen bis zur Unendlichkeit erzählt und verlaufen sich immer mehr in ihnen. Oder die NATO hat eine neue Form der Dialektik erfunden: Der Russe ist gleichzeitig unendlich inkompetent und unendlich gefährlich.