Zum Aus für Bosch-Werk

Unfairer Wandel

AufDraht

Die Betriebszeitung „AufDraht“, die von der DKP München zusammen mit der Gruppe KAZ herausgegeben wird, befasst sich in ihrer aktuellen Ausgabe unter dem Titel „Aus für Bosch in Berg am Laim“ mit der Schließung des Werks.

230 Kolleginnen und Kollegen stehen auf der Straße. Die Fertigung wird verlagert. Das Betriebsrats-Konzept und „Fairwandel“ werden von den Kapitalisten in die Tonne getreten. Was schon lange auf dem Tisch war, wird von Bosch nun brutal umgesetzt. Die sogenannten Verbrennerteile werden nach Nürnberg, Hallein und Budweis verlagert. Auf dem Gelände wird ein Service- und Entwicklungszentrum errichtet. Das alteingesessene Werk an der Truderinger Straße ist dann Ende des Jahres Geschichte.

Der Sozialplan enthält wohl die üblichen Werkzeuge: Altersteilzeit, vorgezogener Ruhestand, Aufhebungsverträge. Und „individuelle Lösungen“ („Münchner Merkur“ vom 19. Mai), was heißt, Versetzung an andere Standorte – Nürnberg etwa. In jedem Fall zahlen die 230 Kollegen die Zeche für den „Wandel zur E-Mobilität“.

Ein Alternativkonzept des Betriebsrats sah den Erhalt von 200 Arbeitsplätzen vor. Es sollten neue Produkte entstehen, die umweltfreundlich und nachhaltig sind. Entwickelt wurde das Konzept von Fachleuten aus dem Betrieb und der Technischen Universität München. Das alles wurde nach langen Verhandlungen des Betriebsrats mit den Bosch-Managern von eben diesen kompromisslos in die Tonne getreten. Dorthin, wo auch schon das „Fairwandel“-Konzept der IG Metall gelandet ist.

Alle Appelle auf dem Aktionstag der IG Metall an die Kapitalisten und ihre Regierung vor dem Werk im November 2021 waren nutzlos. Eine Lehre für Metaller – und nicht nur für diese – daraus muss sein, dass der Profitgier des größten Automobilzulieferers der Welt mit Fairness nicht beizukommen ist. Sondern nur mit Kampf.

Ja, Arbeitsplätze im Kapitalismus sind nur sicher, solange sie Profit bringen. Aber ob aussichtsreich oder nicht, wer den Kampf nicht aufnimmt, hat schon verloren. Die Kollegen verlassen das Werk einer nach dem anderen, enttäuscht, gedemütigt, ohne je erfahren zu haben, was ein Kampf bringen könnte.

Noch auf dem Aktionstag im November 2021 wurde von den Bosch-Kollegen mit Ketten gerasselt. Sie drohten, sich an die Maschinen zu ketten, sollte das Werk geschlossen werden. Versprochen ist versprochen?

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"Unfairer Wandel", UZ vom 3. Juni 2022



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