DKP unterstützt Widerstand der Mieter

Vivawest langt zu

Von Birgit Lüdtke-Jordan

„Wohnen, wo das Herz schlägt“, mit diesem Slogan wirbt das Wohnungsunternehmen „Vivawest“, der größte Vermieter in Nordrhein-Westfalen. Und so manchen Mietern schlägt das Herz bis zum Hals, aber nicht aus Freude, sondern aus Ärger über drastische Mieterhöhungen durch Maßnahmen zur „energetischen Mordernisierung“. Bottroper Mieter der Vivawest trafen sich, denn in der Straße Zollverein kündigte das Unternehmen nach der Modernisierung Mieterhöhungen bis zu 90 Prozent zum 1. Juni an. In einem Fall soll die Grundmiete von 205,13 Euro – um 184,88 Euro – auf 390,01 Euro steigen.

Daher hatte die DKP am 24. Mai zu einer Mieterversammlung eingeladen, um die Menschen zu unterstützen, sich gegen diese hohen Forderungen zu wehren. Als Referent wurde Claus Dreese, Geschäftsführer des Mieterschutzbundes e. V., eingeladen, durch die Versammlung führte Michael Gerber, Ratsmitglied der DKP Bottrop. Viele Betroffene nutzten die Gelegenheit, sich an diesem Abend zu informieren.

Mit einer Mietsteigerung von 11 Prozent hat Bottrop die höchste Steigerungsrate im Ruhrgebiet. Laut Mietpreisbarometer von „Immowelt“ hat sich die Durchschnittsmiete in Bottrop von 6,30 Euro auf 7,00 Euro pro Qua­dratmeter verteuert. Claus Dreese stellte fest, dass „Vivawest“ mit diesen Mieterhöhungen durchaus im gesetzlichen Rahmen liegt und dass solche „energetischen Maßnahmen“ ein lukratives Geschäft für große Wohnkonzerne sind. Nach etwa neun Jahren seien die Kosten oft abbezahlt, der Mieter zahlt aber fleißig weiter und hat in dieser Zeit mit weiteren Mieterhöhungen zu rechnen. Während der ersten drei Monate, in denen die Arbeiten stattfinden, können Mieter keine Mietminderung durchführen, jedoch ab dem vierten Monat ist eine Minderung durchaus zulässig, auch nachträglich.

Eine Mieterin wunderte sich darüber, dass bei manchen Haushalten eine Steigerung von 8 Prozent angesetzt wurden und bei ihr sogar 11 Prozent. Begründet sei dies lediglich durch einen angeblichen Fehler des Sachbearbeiters, der die zulässige Steigerungsrate ab 2019 angesetzt habe, anstatt vom Vorjahr 11 Prozent. Auch dass jahrzehntelang nichts an den Wohnungen gemacht wurde und jetzt diese Mietpreiskeule auf die Menschen dort umgelegt werden dürfe, ärgerte die Anwesenden sehr. Claus Dreese appellierte daher an die Mieterinnen und Mieter, sich zu organisieren, denn „wer sich als Mieter nicht wehrt, wird das Opfer von denen, die das Kapital besitzen“.

Die Betroffenen werden gemeinsam mit der DKP Bottrop in einem Brief an „Vivawest“ fordern, statt der 11 Prozent nur 8 Prozent der Modernisierungskosten auf die Miete aufzuschlagen. Dies bedeutet monatliche Einsparungen von ungefähr 60 Euro für jeden Haushalt. Weiterhin werden die Mieterinnen und Mieter fordern, dass ab dem ersten Monat der Modernisierungsmaßnahmen, die über ein Jahr dauern, mindestens 25 Prozent Mietnachlass gewährt wird.

Bisher hatte sich der Vivawest-Konzern beharrlich geweigert, überhaupt einen Nachlass zu gewähren. Darüber hinaus soll über die lokalen Medien politischer Druck auf den Wohnungskonzern ausgeübt werden. DKP-Ratsmitglied Michael Gerber: „Die Mieterversammlung der DKP Bottrop hat dazu beigetragen, dass die Bewohner Mut gefasst haben, sich gemeinsam zu wehren. Es ist ein erster Anfang, sich gemeinsam den unsozialen Machenschaften der ‚Vivawest‘ zu widersetzen und aktiv für Mieterrechte einzutreten.“

Auch die Mieterinnen und Mieter der „Vivawest“ in der Bottroper Johannesstraße bekommen die Gier des Konzerns zu spüren und werden im Kampf dagegen von der DKP unterstützt. Dort sollen alte Wohngebäude abgerissen und durch neue Gebäude mit zwölf Wohneinheiten ersetzt werden. Auf der Fläche der Mietergärten sollen sogar 22 Eigenheime gebaut werden. Damit wird einmal mehr preiswerter Wohnraum zerstört und werden die Menschen aus ihrem Umfeld vertrieben. Jahrelang wurden auch diese Gebäude vernachlässigt, die Menschen renovierten liebevoll ihr Zuhause und ihre Gärten auf eigene Rechnung.

Auf der vergangenen Bezirksvertretung setzte sich die Vertreterin der DKP, Birgit Lüdtke-Jordan, für diese Mieter ein und verurteilte diese Pläne. Es könne nicht angehen, dass preiswerter Wohnraum vernichtet werde, um einer Wohnungsgesellschaft durch hochpreisigen Neubau weiterhin Renditesteigerungen zu ermöglichen. Jedoch wurde diesen Plänen mit einer Nein-Stimme und einer Enthaltung zugestimmt. Die Vernichtung der Gärten und der Baumbestände bedeutet für die dort ansässigen Menschen eine erhebliche Verschlechterung der Wohnqualität, da durch die Umweltvergiftung der Kokerei eine allgemein hohe Umweltbelastung besteht.

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"Vivawest langt zu", UZ vom 31. Mai 2019



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