Das israelische Militär ist mit Bodentruppen in Teile von Deir al-Balah eingerückt und hat am Sonntag eine Räumungsaufforderung für das Gebiet erlassen. Zudem hat die Armee Gebäude im Südwesten der Stadt unter ihre Kontrolle gebracht und Scharfschützen auf den Dächern positioniert, die die Bevölkerung bedrohen. Die Panzer wurden von Artillerie- und Luftangriffen begleitet.
Das UNO-Nothilfebüro nannte den „Fluchtaufruf“ der israelischen Armee einen Massenvertreibungsbefehl. In dem zu evakuierenden Gebiet halten sich nach Angaben der UN-Organisation 80.000 Menschen auf, die nun erneut zur Flucht gezwungen werden. Mit der Umsetzung des Massenvertreibungsbefehls seien 90 Prozent des Küstenstreifens für die Zivilbevölkerung nicht mehr zugänglich. Der Befehl stelle einen „verheerenden Schlag“ für die humanitäre Hilfe dar, so das Nothilfebüro.
Am Sonntag hatte die israelische Armee das Gebiet im Zentrum Gazas zur Kampfzone erklärt und den Aufenthalt dort verboten. Das Militär drohte an, mit „extremer Gewalt“ vorzugehen. Wie sie die Gewalt in Gaza noch steigern wollen, ließ das Militär offen.
Allein am Sonntag waren 115 Palästinenser in Gaza getötet worden, 67 von ihnen, als die israelische Armee das Feuer auf eine Menschenmenge in der Nähe eines Hilfskonvois eröffnete. Das Welternährungsprogramm zeigte sich erschüttert. Die Menschen hätten lediglich versucht, an Nahrung zu gelangen. Die Hungerkrise in Gaza habe „ein neues Ausmaß an Verzweiflung“ erreicht.
Bis zum vergangenen Freitag hatte die israelische Armee im Krieg gegen Gaza 58.573 Palästinenserinnen und Palästinenser getötet.