Was in den bürgerlichen Medien verschwiegen wird

Alles Kleinkram

China-Kolumne

Kriegsgefahren zu eskalieren ist etwas Tolles für den Imperialismus: Die Menschheit wird in Angst und Schrecken versetzt und lässt sich umso besser beherrschen. Angesichts des eigenen Niedergangs muss der verrottende neoliberale Finanzkapitalismus außerdem noch so viel Schaden anrichten wie möglich. Kleiner Nebenschauplatz: Olympia. Da die Spiele diesmal nicht im imperialen Herrschaftsbereich stattfanden, sondern beim erklärten Hauptfeind – einem unabhängigen, aufstrebenden Land mit großem sozialem Fortschritt –, musste man sich etwas einfallen lassen, um nicht über ein friedliches Olympia berichten zu müssen.

Das geht im Zuge von Kriegshetze und -vorbereitung am besten. Was „normalerweise“ die Welt wochenlang in Sporteuphorie versetzt hätte, kommt nun ganz hinten in den „News“ – und dann bei uns auch nur kurz die „deutschen Siege“. Armes Drittel der Menschheit, das unter der westlichen medialen Käseglocke in Beugehaft ist und informationsmäßig darben muss. Die anderen zwei Drittel können Olympia genießen. Die künstlerisch, sportlich und ästhetisch fantastische Eröffnungsveranstaltung zum Beispiel dürfte den meisten hierzulande entgangen sein. Im Netz könnte man es bei „Xinhua“ noch nachholen. Stattdessen „Gold im Hetzen“ für die Einheizpresse, wie die „junge Welt“ richtig schrieb. Ein uigurischer Skiläufer trug die olympische Fackel – die „New York Times“ fand das „provokativ“. Bestimmt ließe sich daraus ein Kriegsgrund basteln: „Uiguren als Fackelträger missbraucht!“

Was nicht berichtet wird: Der (anti-) „diplomatische Boykott“ der westlichen Politik wurde mehrheitlich nicht mitgetragen. Der Präsident der UN-Vollversammlung und der UN-Generalsekretär und viele Staatsoberhäupter waren da. In der UN teilten 173 Staaten den Olympia-Aufruf für Frieden. Xi Jinping konferierte mit dem IOC-Präsidenten. Von freundlichen Gesten zwischen Sportlern bekamen wir nichts zu sehen. Stattdessen persönliche Hetze gegen die chinesischen Sportlerinnen Gu Ailing und Zhu Yi – man verzeiht es ihnen hier nicht, dass sie (in den USA geboren) freiwillig (!) nach China übergesiedelt sind.

Was gab es sonst noch im Februar in der Volksrepublik?

Allerlei Kleinkram: China meldet ein Rekordwachstum von 8 Prozent und Rekordinvestitionen ausländischer Unternehmen von 173 Milliarden US-Dollar. 71 Prozent der deutschen Unternehmen in China wollen ihre Investitionen dort erhöhen. Der E-Yuan wird flächendeckend eingeführt und macht China gegen Währungskriege endgültig unangreifbar. Der chinesische Außenhandel erreicht mit 6 Billionen US-Dollar einen neuen Höchststand. 15.000 Güterzüge der Neuen Seidenstraße sind im vorigen Jahr in Duisburg, Hamburg und Rotterdam angekommen, im Schnitt 1,7 Züge pro Stunde – von Chinas Ostküste durch Zentralasien nach Westeuropa, jeder mit rund 100 Containern. Und inzwischen fahren sie auch fast voll wieder zurück. 180 Städte in 23 Ländern sind an das Schienennetz der Seidenstraße angebunden. Ein UN-Report lobt die Neue Seidenstraße als entscheidende Säule von Entwicklung, Umweltschutz, Integration und Gerechtigkeit. Der China-Laos-Thailand-Hochgeschwindigkeitszug hat seinen Betrieb aufgenommen. Xi Jinping und Wladimir Putin vereinbarten riesige Wirtschaftskooperationen und eine strategische Partnerschaft. Bei internationalen US-Umfragen liegt China mit noch größerem Abstand vorn beim Vertrauen der Menschen in Land und Regierung. Jede zweite Impfdosis weltweit wird in der Volksrepublik China produziert und das Land hat im vergangenen Jahr 120 Ländern zwei Milliarden Dosen zur Verfügung gestellt. Die erste Hilfe an das vom Vulkanausbruch betroffene Tonga kam aus China. In Xinjiang ist ein weiteres großes Sozialprogramm für Frauen und Kinder in Kraft getreten. Die Kinder- und Müttersterblichkeit wurde drastisch reduziert, Lohngleichheit zwischen Männern und Frauen hergestellt.

Wie gesagt, alles Kleinkram. Muss hier keiner wissen.

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"Alles Kleinkram", UZ vom 25. Februar 2022



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