analyse & kritik (ak)

Von Markus Bernhardt

Die Monatszeitung analyse & kritik (ak) trägt den Untertitel „Zeitung für linke Debatte und Praxis“ und erscheint mit einer verkauften Auflage von 4 000 Exemplaren in Hamburg. Politisch ging das Blatt im Jahr 1992 aus der Zeitung Arbeiterkampf (AK) hervor, die vom maoistisch orientierten Kommunistischen Bund (KB) herausgegeben wurde.

Im KB, der im April 1991 aufgelöst wurde, waren unter anderem der Grünen-Politiker Jürgen Trittin, der mittlerweile in die rechte Szene übergelaufene Jürgen Elsässer und der Vordenker der sogenannten Antideutschen, Justus Wertmüller, Mitglied. Gemeinhin gilt der ak als linkspolitisches und pluralistisches Debattenorgan. Die Redaktion ist Mitglied in der Interventionistischen Linken (IL). Die Blattmacher selbst beschreiben ihre Arbeit im Internet wie folgt: Der ak informiere „monatlich über den Klassenkampf von oben und unten, das Treiben von Rechten und Rassisten – und die linke Gegenwehr“, „bekämpft die Verharmloser des Nationalsozialismus, propagiert die internationale Solidarität und polemisiert gegen Anpasser und Sektierer“. Die Redaktion wolle „nicht nur informieren und kommentieren, sondern auch eingreifen“. „Unsere kritische Solidarität gilt den sozialen Bewegungen und den Linken, die an dem Versuch der Gesellschaftsveränderung festhalten: sei es in antifaschistischen und antirassistischen Gruppen, in der Anti-AKW-Bewegung, in Betrieben und Gewerkschaften oder in Erwerbslosen-Initiativen“. Ein Jahrgang ak sei ein Lexikon der Zeitgeschichte – aus radikal linker Sicht“, behaupten die Blattmacher.

Eben diese moralische Selbstgefälligkeit zieht sich gepaart mit ideologischer Beliebigkeit nunmehr seit Jahren durch die Berichterstattung des Blattes. Kaum eine Publikation bildet den tatsächlichen Zustand der außerparlamentarischen Linken in all seinen defizitären Erscheinungsformen wahrheitsgetreuer ab als der ak. Zwar behaupten die Blattmacher von sich, „Beiträge aus marxistischer, feministischer, linksradikaler oder auch reformerischer Sicht“ zu publizieren. Letztere finden jedoch überdurchschnittlich oft den Weg in die Zeitung. So erschienen in der Vergangenheit im ak immer wieder auch Beiträge, in deren Rahmen sich für „rot-rot-grüne“ Regierungsbündnisse ausgesprochen, oder die Werbetrommel für die maßgeblich gegen den syrischen Präsidenten Baschar Hafiz al-Assad gerichtete Kampagne „Adopt a Revolution“ gerührt wurde. Auch „antideutsche“ Positionen fanden immer wieder den Weg ins Blatt. Dass der ak gern die außerparlamentarische Linke in ihrer Breite zu Wort kommen lassen würde, mag sein. In der Realität werden jedoch maßgeblich Beiträge veröffentlicht, die von linker Überheblichkeit nur so strotzen, sich randständigen Debatten widmen und für ein „Weiter so“ der vermeintlich radikalen Linken werben, anstatt deren eigenes Versagen radikal aufzuarbeiten. Insofern wird der ak sicherlich in die Zeitgeschichte eingehen. Nur eben als bitteres Beispiel für eine mit gesellschaftlichen Entwicklungen und Rechtsverschiebungen vollends überforderte Linke, die durch ihre einstigen politischen Kernbereiche, wie die Frage von Krieg und Frieden oder die der sozialen Gerechtigkeit, freimütig selbst aufgegeben hat.

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"analyse & kritik (ak)", UZ vom 10. November 2017



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