Vor 100 (+1) Jahren: Schlacht bei Pelkum

Bündnis „Blumen für Pelkum“ ehrte Kämpfer der Roten Ruhrarmee

Paul-Georg Lisztewink

Nachdem im hundertsten Jahr der Schlacht bei Pelkum (2020) die Gedenkfeier wegen des pandemiebedingten Lockdowns nicht stattfinden konnte, wurde nun am 27.3.2021 das jährliche Gedenken begangen.

Für den Arbeitskreis: „Blumen für Pelkum“ hatte René van Treek die Moderation übernommen. Er wies in seinen einleitenden Worten u.a. darauf hin, dass bereits Ernst Thälmann und Max Reimann an früheren Gedenkfeiern teilgenommen hatten und nun zum dritten Mal ein Vorsitzender der Kommunistischen Partei sprechen werde.

Als erster Redner berichtete Carsten Grüneberg (Grüne) von den Gedenkveranstaltungen der letzten Jahre und bedauerte, dass die beiden hauptsächlichen Initiatoren des letzten Jahrzehnts, Hans ter Horst und Wolfgang Garbers dem Arbeitskreis durch ihren zu frühen Tod verloren gegangen seien. Im Anschluss sprach Patrik Köbele zu den Anwesenden.

Zunächst benannte er die Verantwortlichen für den Massenmord an den Roten Ruhrarmisten, den SPD-Reichspräsidenten Friedrich Ebert und die von der SPD dominierte Reichsregierung, denen die Arbeiterarmee noch kurz vorher das Fell gerettet hatte; die nun aber nach dem Geheiß derer, die sie gerettet hatten, durch diejenigen, die vorher den Putsch gegen sie mit Sympathie hatten geschehen lassen, zusammenschießen ließen. Unter den mehr als 90 Ermordeten in Pelkum befanden sich 74 SPD-Mitglieder. Patrik Köbele, Vorsitzender der DKP, zitierte u.a. einen Mörder aus den Reihen der Reichswehr, der über das Massaker von Pelkum berichtet hatte. Der Oberjäger Zeller aus der Brigade Epp schrieb in seinem berühmt-berüchtigten Brief:

„Pardon gibt es überhaupt nicht. Selbst die Verwundeten erschießen wir noch. Die Begeisterung ist großartig, fast unglaublich. (…) Alles, was uns in die Hände kommt, wird mit dem Gewehrkolben zuerst abgefertigt und dann noch mit einer Kugel. (…) Gegen die Franzosen waren wir im Feld viel humaner.“

Danach sprachen Detlef Bay für die VVN-BdA und eine Vertreterin der Partei „Die Linke“ aus Hamm ein Worte zur Einschätzung der Geschehnisse vor 101 Jahren in Pelkum und in der übrigen Republik. Als letzter Redner begrüßte der Oberbürgermeister der Stadt Hamm, Marc Herter, die Kundgebungsteilnehmer. In seiner Ansprache bezog er sich vorwiegend darauf, dass die Feinde der Demokratie geschwächt und die Befürworter gestärkt werden müssten. Den Charakter der bürgerlichen Demokratie, die zweifellos als Fortschritt gegenüber autoritären Herrschaftsformen des Groß- und Finanzkapitals anzusehen ist, arbeitete er dabei nicht heraus.

Am Schluss der Veranstaltung legten die Teilnehmer rote Nelken und Gestecke am Mahnmal nieder und ehrten so die ermordeten Kämpfer der Roten Ruhrarmee.



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