Die Kulturpolitik treibt ja oft komische Blüten. Wie sollte sie auch nicht, ist sie doch im Kapitalismus auch dazu da, Kulturschaffende mit Geld zu disziplinieren, Hochkultur hoch und Breitenkultur klein zu halten und insgesamt dafür zu sorgen, dass nichts zu Subversives an die Oberfläche (und damit in die Wahrnehmung des Publikums) geschwemmt wird. Dementsprechend hoch ist auch immer wieder die Kritik an dem, was, und an dem, wie das so hochgelobt wird.
Paradebeispiel dafür: Die jährliche Oscar-Verleihung. Benachteiligung von Frauen, Ignorieren von Rassismus, Voreingenommenheit – all das und noch viel mehr wirft man der „Academy of Motion Picture Arts and Sciences“ (AMPAS) vor. Deren Mitglieder entscheiden über Oscar-Nominierungen und -Gewinner. Um der Kritik für die Verleihung im nächsten Jahr vorzubeugen, hat sich die AMPAS jetzt neue Regeln gegeben. Es sind keine, die Rassismus oder Sexismus vorbeugen. Es sind auch keine, die Budget eines Films oder Omnipräsenz in der Presse mit in die Entscheidung einbeziehen. Nein. AMPAS ist auf eine ganz spektakuläre Regel für die Verleihung eines Filmpreises gekommen: Die Jury muss die Filme gesehen haben. Das soll sogar überprüft werden. Auf das Ehrenwort will man sich nicht mehr verlassen.