Kurz nach der Basketball-Weltmeisterschaft startet die reguläre Saison

Die will doch nur spielen?

Friedhelm Vermeulen

Diese Woche startet die BBL in die neue Saison. BBL? Das ist die Basketball-Bundesliga, die in diesem Jahr auf mehr Aufmerksamkeit hofft. Schließlich ist Deutschland gerade Basketball-Weltmeister geworden.

Die Pause zwischen dem Finale der Weltmeisterschaft und den ersten Saisonspielen ist kurz. Neben der BBL treten die Teams, in denen deutsche Nationalspieler unter Vertrag sind, sowohl in europäischen Wettbewerben als auch im Pokalwettbewerb an. Diejenigen, die in den USA in der NBA spielen, sind ebenfalls einer hohen Belastung mit mehreren Spielen in der Woche ausgesetzt. Das war in den letzten Jahren nicht anders und wird bis zu den Olympischen Spielen in Paris 2024 eher noch schlimmer werden.

Jede Liga versucht, möglichst viele Spiele aus den Sportlern herauszuholen. Das führt regelmäßig zu Diskussionen darüber, ob die Teams, die in den internationalen Wettbewerben auch mal zwei Spiele unter der Woche bestreiten müssen, am Wochenende überhaupt noch ihre Leistung abrufen können. Ein vermeintlich positiver Nebeneffekt könnte sein, dass der FC Bayern Basketball mit seinen drei National- und weiteren Starspielern selbst in der niedersächsischen Provinz beim Aufsteiger Rasta Vechta eine Niederlage erleiden könnte. Eine Dominanz einzelner Teams wie im Fußball gibt es im Basketball derzeit nicht.

Eine, die mit Blick auf die ständig wiederkehrende Debatte um die „Belastung“ bei den männlichen Kollegen den Kopf schütteln dürfte, ist die deutsche Nationalspielerin Satou Sabally. Sie steht derzeit mit den Dallas Wings in den Playoffs der WNBA, der US-amerikanischen Profi-Basketballliga. Dort ist sie gerade als erste deutsche Spielerin zur MIP (Most Improved Player) ausgezeichnet worden – zur Spielerin, die sich im Vergleich zur Vorsaison am deutlichsten verbessert hat.

In den vergangen Jahren hat sie nicht nur in ihrem WNBA-Team eine wichtige Rolle eingenommen, sondern nach der Saison in den USA eine zweite in Europa drangehängt – bei Fenerbahce Istanbul, wo sie in der vergangenen Saison den EuroLeague-Titel holte. Dazu kommt: Während sich die Männer mit dem Gold bei der Weltmeisterschaft bereits für die Olympischen Spiele in Paris qualifiziert haben, muss sich das Team um Sabally erst noch in einem Extra-Turnier behaupten. Auch hier will sie dabei sein. Ob sie zusätzlich noch bei 3×3-Turnieren spielen wird? 3×3 ist eine Variante des Basketballs, die seit Tokio 2020 olympisch ist. Auch hier ist Sabally in der Vergangenheit für Deutschland angetreten.

Satou Sabally ist jetzt 25 Jahre alt. In ihrer Karriere als Profisportlerin hat sie ihrem Körper schon einiges abverlangt – selbstverständlich für sehr viel weniger Geld als ihre männlichen Kollegen. Aber WNBA-Profis können von ihrem Gehalt leben, anders als die meisten ihrer Kolleginnen in der Damen-Basketball-Bundesliga. Und sie bekommt – zumindest in den USA – einiges an Aufmerksamkeit. Diese lässt sich zu Geld machen, Sabally will aber mehr sein als eine Profisportlerin und Werbeikone. Sie bezeichnet sich als Aktivistin, die die öffentliche Aufmerksamkeit für inhaltliche Positionierungen nutzt – gegen Polizeigewalt und Rassismus sowie für Gerechtigkeit und Gleichberechtigung. Auch deshalb ist ihr eine lange und erfolgreiche Karriere zu wünschen.

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"Die will doch nur spielen?", UZ vom 29. September 2023



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