Betr.: „Die Emanzipation der Natur­forschung“, UZ vom 20.1.

Erkenntnistheoretischer Bruch

Von Trutz Schadt, Darmstadt

Zweifellos begründet sich Galileis Bedeutung für die Wissenschaft durch den Bruch mit dem theologischen Weltbild und der dort neben der hermeneutischen Erschließung von Texten praktizierten Methode der Deduktion. Dieses Bild des Physikers als Begründer der empirisch-induktiven Methode verstellt allerdings den Blick auf eine weitere revolutionäre Leistung, die zeigt, dass er eine doppelte Emanzipation vollbracht hat: Die Physik Galileis bedeutete auch die Ablösung der Jahrhunderte lang dominierenden, auf Scheinevidenzen beruhenden aristotelischen Lehre von der Bewegung. Einstein/Infeld in „Die Evolution der Physik“ haben auf diesen epistemologischen Bruch hingewiesen, und was sie dazu vermerken, erinnert doch stark an die Methode, die ein anderer, das Denken revolutionierender Wissenschaftler als „das Aufsteigen vom Abstrakten zum Konkreten“ beschreibt. So gesehen: Engels hätte Grund gehabt, am Grab von Karl Marx nicht nur Darwin, sondern auch Galilei als kongeniale Geister aufzurufen.

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"Erkenntnistheoretischer Bruch", UZ vom 27. Januar 2017



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