Der schwarz-rote Berliner Senat will seine Immobilienmafia füttern. Dafür gibt er jede noch so kleine Brache für die Bebauung zum Zweck der Profitmaximierung frei. Das Gelände des ehemaligen Flughafens Tempelhof ist mit circa 300 Hektar eine riesige Fläche in zentraler Stadtlage. Doch es gibt ein Problem: Ein Volksentscheid aus dem Jahr 2014 untersagt jede Bebauung. Auch deshalb scheinen die Ende Juni präsentierten sechs möglichen Bebauungspläne allesamt menschelnd: „öko“, „nachhaltig“ und „moderat“, was die Anzahl der geplanten Wohnungen betrifft. Die Initiative „100 % Tempelhofer Feld“, die jegliche Bebauung ablehnt, hat vermutlich recht, wenn sie hinter der Fassade des „Ideenwettbewerbs“ den Versuch wittert, den Volksentscheid zu untergraben und das Gelände an Immobilienkapitalisten zu verhökern.
Nun hat Berlin nicht erst seit gestern das Problem des absoluten Mangels an bezahlbarem Wohnraum, der sich immer weiter verschärft. Gleichzeitig entpuppen sich viele Behauptungen der Bebauungsgegner als Unsinn: Die Darstellung des Feldes mit all seinen Altlasten als „Naherholungsgebiet“, das angeblich „Erholung, Sport- und Freizeitmöglichkeiten für alle Menschen“, „seltene Tiere und Pflanzen“ sowie „eine einzigartige Landschaft“ biete, kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich in Wirklichkeit um einen ehemaligen Flugplatz handelt, der sich selbst überlassen dahinrottet. Die in den letzten Jahren an der Berliner Regierung beteiligten Grünen haben beispielsweise nichts unternommen, um der Brache tatsächlich ein ökologisch wertvolles Profil zu verleihen, etwa durch Aufforstung oder das Anlegen von Gewässern. Da war es billiger, die Floskeln von der „grünen Oase“ oder der Bedeutung des Areals als „Kaltluftschneise“ wiederzukäuen.
Das Brachen-Flair in Kombination mit ein paar selbstgebastelten Hochbeeten und Möbeln aus Sperrmüll mag manchen gefallen – eine Nutzbarmachung für breite Teile der Stadtgesellschaft sähe aber anders aus. Es ist an der Zeit, mit einem nicht profitgeleiteten sozialen und kommunalen Bebauungsplan an die Öffentlichkeit zu treten, der den Bau Tausender preiswerter und guter Wohnungen zuzüglich der notwendigen Infrastruktur zum Ziel hat. Auch Aufforstung, Anlegen von Gewässern, echte Naherholung und zweifellos nötige Kaltluftschneisen wären mitplanbar.