Wera Richter über gute Ratschläge für Ostdeutsche

Für Frieden mobilisieren

Zum Jahreswechsel gab es viele kluge Ratschläge für „die Ostdeutschen“. Der Grundtenor: weniger Jammern, mehr Danken. Die „taz“ schoss mit einem Beitrag von Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) den Vogel ab. Er rät zu mehr Selbstbewusstsein: „Mancher pflegt geradezu den eigenen Opferstatus, statt selbstbewusst darauf zu verweisen, den Menschen im Westen eine wertvolle Erfahrung vorauszuhaben: die Anpassung an massive gesellschaftliche Umwälzungen“. Das nennt man ungeschminkt und frei heraus.

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow („Die Linke“) hingegen kritisierte die Ost-Politik der Bundesregierung. Sie behandele ihre „neuen“ Länder wie die „bucklige Verwandtschaft“. Auch positive Errungenschaften der DDR wie im Bildungs- und Gesundheitswesen müssten gewürdigt werden.

Von solcher Erinnerungskultur will der Ostbeauftragte der Bundesregierung Christian Hirte (CDU) nichts wissen. In einer Aufzählung, was Ostdeutschland in den kommenden Jahren Schönes blüht, machte er konkret, was die gesellschaftliche Umwälzung bedeutet: Kriegspolitik statt Bildung und Erziehung zum Nulltarif.

An künftigen Errungenschaften nannte er aus dem Stegreif das geplante Logistikregiment der Bundeswehr in Burg bei Magdeburg, die Agentur für Cyber-Sicherheit in der Region Halle-Leipzig, das geplante Bundesamt für Auswärtige Angelegenheiten in der Stadt Brandenburg und Institute des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt in Neustrelitz und Cottbus. Er vergaß zu erwähnen, dass Ostdeutschland auch bei der Kriegsvorbereitung gegen Russland eine Hauptrolle spielen darf; dass sich die Ostdeutschen glücklich schätzen dürfen, ihr Land rund um den 75. Jahrestag der Befreiung von Faschismus und Krieg für „Defender 2020“, das größte NATO-Militärmanöver seit Ende des Kalten Krieges, zur Verfügung zu stellen. Mehr Unterwerfung geht nicht auf dem Territorium des Friedensstaates DDR.

Aber man soll nicht überziehen. Dass Freundschaft und gute Nachbarschaft mit Russland ein Garant für den Frieden sind, gehörte in der DDR zum Einmaleins. Es ist wie vieles andere nicht vergessen. Also: Aufstehen gegen das NATO-Kriegsmanöver! Lasst es uns gemeinsam und selbstbewusst behindern und wenn möglich stoppen.

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Über die Autorin

Wera Richter, geboren 1969, ist stellvertretende Parteivorsitzende der DKP und Chefredakteurin der UZ. Die journalistische Laufbahn begann in jungen Jahren mit einem Praktikum bei der UZ mit Rolf Priemer als Chefredakteur. Damals wurde die UZ wieder Wochenzeitung. Später arbeitete die gelernte Gärtnerin im Ressort Innenpolitik der Tageszeitung junge Welt. Auf dem 20. Parteitag der DKP 2013 wurde Wera Richter zur stellvertretenden Parteivorsitzenden gewählt und übernahm die Verantwortung für die Organisationspolitik. Ein Job, den sie in der SDAJ kennen und lieben gelernt hatte. 2020 löste sie Lars Mörking als UZ-Chefredakteur ab.

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"Für Frieden mobilisieren", UZ vom 10. Januar 2020



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