Von Rassismus und Blitzeis

Gar nicht

Konsumterror. Der Weg zum Garten ist mal wieder verstopft von Reisemobilen aus aller Welt und Menschenmassen, die wie verrückt irgend etwas kaufen und mit Bergen von Einkaufstüten im Weg rumstehen. Was ist nu‘ wieder? Ah, Messe in der Westfalenhalle, „Jagd und Hund“. Und in zwei Wochen kommt dann „Fisch und Angel“. Finde beides ziemlich daneben. Was kommt als nächstes? Stuhl und Gang? Atom und Krieg? Und was kauft man da? Werbeartikel und Aktien von Rheinmetall? Leute, Leute …

Umfall. Tollen Besuch hatte ich, aus Deutschlands Süden, danke dafür! Billard und Quatschen, der Gartenbro und ein paar Getränke waren auch zugegen. Dass ich auf dem Rückweg vom Rad gefallen bin, hatte mit Letzterem eher zweitrangig zu tun: Es war saukalt, der Wetterdienst drohte mit Blitz–eis. Ich also gaaaanz langsam um eine enge Biegung, und zwar so langsam, dass ich gaaaanz langsam umgefallen bin. Schwerkraft ist etwas Seltsames. Vor allem in Zeitlupe.

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Ich bin ja kein Rassist, aber. John Yems, ehemaliger Trainer des englischen Klubs FC Crawley Town, ist vom englischen Fußballverband (FA) für nur 15 Monate gesperrt worden. Eine unabhängige Kommission war zuvor zu dem Schluss gekommen, dass sich Yems zwar mehrmals rassistisch geäußert habe, er sei aber „kein bewusster Rassist“. Die Entscheidung bezeichnete „Kick It Out“ (Organisation gegen Rassismus) in einer Stellungnahme auf Twitter als „einen Schlag ins Gesicht“ und einen „gefährlichen Präzedenzfall“. Kein „bewusster“ Rassist! Geht tatsächlich: Gar nicht.
Stiller Ort. Mein Klodeckel ist seit Monaten kaputt, ihr wollt nicht wissen, wie ich das geschafft habe. Jedenfalls hab ich mir tatsächlich endlich einen neuen besorgt, samt Brille, ganz eigenständig, im Baumarkt. Stolz wie Bolle nach Hause, den alten unter allen unmöglichen Verrenkungen entfernt und den neuen … nicht anbringen können. Eine dermaßen absurde Anleitung zu einer völlig bescheuerten „Technik“ dürfte selbst IKEA nicht zustande bringen. Nach geschlagenen drei Stunden und einem YouTube-Tutorial – Peinlichkeit in Vollendung – ist es vollbracht: Der stille Ort ist wieder still. Und nutzbar. Uff.

Klimaprotest. In Lützerath hat die Polizei einmal mehr proben dürfen, wie man Protestbewegungen bekämpft, mit Knüppeln, Reizgas, Hunden, Pferden, Wasserwerfern. Wo das hinführen kann, zeigt sich am „Vorbild“ USA: Beim Schutz eines von Rodung bedrohten Waldgebietes in Atlanta haben Einsatzkräfte „giftige chemische Reizstoffe wie Tränengas, ferner Gummigeschosse und auch scharfe Munition eingesetzt“. Letzteres habe am vergangenen Mittwoch zum Tod eines Waldschützers geführt. Wie mich das alles nur noch ankotzt.

Medien I. „Bum-Bum-Stoa: Wie Boris Becker im Gefängnis die Philosophie entdeckte“, krakeelt der „Stern“. Und jetzt fällt selbst mir nichts mehr ein, was da intellektuell noch drunter gehen könnte. Echt: Gar nicht.

Optik. Nur noch drei kleine Termine, dann geht die große Zahnrundumerneuerung los. Kostenpunkt jetzt 11.500 Euro. Ich glaube ja, das geht alles nicht mit rechten Dingen zu und mit linken schon mal überhaupt nicht. Jedenfalls sollte ich den neuen Nachbarn von oben drüber, der nächtens Flaschen sammelt, um über die Runden zu kommen, mal fragen, was das so einbringt. Könnte finanziell helfen. Allerdings hört er tagsüber volle Lotte so etwas wie slawischen (?) Techno. Das macht mir Angst. Und geht musikalisch: Gar nicht.

Medien II. „Scholz‘ Leopard-Panzer-Freigabe kann nur der Anfang sein“ („n-tv“). Oder das Ende. Von allem. Nur so ‘ne Idee.

Good Night, and Good Luck
(Edward R. Murrow)

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"Gar nicht", UZ vom 3. Februar 2023



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