Ein Nachruf auf Peter Wolter

Genosse „Pirol“ – ein letzter Gruß

Von Dieter W. Feuerstein

Dieter W. Feuerstein war von 1974 bis 1990 unter dem Decknamen „Petermann“ für die DDR-Aufklärung in der Bundesrepublik tätig.

Letzte Woche starb Peter Wolter in Berlin. Mit ihm verlieren wir einen jener unerschrockenen Kämpfer für die gerechteste Sache der Welt, für die das Attribut „Held“ noch eine Untertreibung wäre.

Als Mitglied im MSB Spartakus, der DKP und der Sozialistischen Einheitspartei Westberlins (SEW), später auch als Leutnant zur See der Bundesmarine und vor allem als Journalist stellte er seine ganze Kraft der Erhaltung des Friedens und jenem Teil Deutschlands, der in zivilisatorischer Hinsicht schon deutlich weiter war, zur Verfügung. Peter wurde eine der wichtigen Quellen der DDR-Aufklärung und unter dem Deckname Pirol geführt.

Das journalistische Handwerk erlernte Peter bei „dpa“ in Essen, war Chef vom Dienst bei „Reuters“ und informierte seit Anfang der 70er Jahre die DDR über brisante Informationen aus Verfassungsschutz, Verteidigungsministerium und der Europäischen Gemeinschaft. Mit den Worten „Das Einzige, was ich bereue, dass ich nicht noch effektiver gearbeitet habe“, antwortete er stets auf entsprechende Fragen.

Mit dem Anschluss der DDR an die BRD verlor Peter seine soziale Existenz. Nachdem auch seine Lebensversicherung aufgezehrt und das Projekt einer deutschsprachigen Tageszeitung in Spanien (Kanarischer Kurier) finanziell gescheitert war, kehrte er – nunmehr wohnungslos – nach Deutschland zurück und leitete als Chefredakteur die Münsteraner Obdachlosenzeitung „Draußen“. Auch der UZ stellte er sein Wissen und seine präzise Schreibe zur Verfügung.

Die letzten Jahre arbeitete er als unermüdlicher Aufklärer für die Tageszeitung „junge Welt“ und leitete die Ressorts Interview und Innenpolitik. Journalistische Qualität hatte für ihn immer Priorität. „Die 70-jährige Oma aus Anklam weiß möglicherweise nicht, was ein Display ist“, war seine Begründung für eine verständliche Schreibe für sich und seine Kollegen.

Am Ende eines autobiografischen Beitrags zieht Peter Wolter Bilanz: „Welch‘ Jammer für Europa und die Welt, dass es den Sozialismus auf deutschem Boden nicht mehr gibt! Auf zum nächsten Anlauf.“

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"Genosse „Pirol“ – ein letzter Gruß", UZ vom 30. November 2018



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