Wie der Notnagel zur Stütze der UZ-Redaktion wurde

Herbert, übernehmen Sie

Als Herbert Becker zur UZ-Redaktion stieß, war die Situation alles andere als einfach. Krankheitsbedingte Ausfälle hatten zur Folge, dass die Herausgabe der Zeitung auf sehr wackeligen Füßen stand, der damalige Chefredakteur Lucas Zeise suchte dringend Verstärkung – ganz oben auf seiner Liste: Herbert Becker.

Herbert hatte sein Arbeitsleben inmitten von Büchern verbracht und war bereits Autor der „Splitter“, in denen er kurz und knapp Themen aus dem Kulturbereich aufgriff und kommentierte. Er war sofort bereit, die Redaktion „für eine kurze Zeit“ in ihrer Notlage zu unterstützen und holte mit Ellen Beeftink auch gleich eine Autorin mit ins Boot, die seitdem regelmäßig für die UZ schreibt.

Wie lange Herbert einspringen sollte? Ein paar Wochen vielleicht … nur bis wir wieder vollzählig sind – mal sehen.

Das war 2016 – aus dem Feuerwehreinsatz wurden Jahre. Herbert wurde durch die Ressorts gereicht, wechselte von Thema zu Thema und von Arbeitsplatz zu Arbeitsplatz. Warum auch hätte man dem „Springer“ (er hatte einen anderen Ausdruck dafür, den wir allerdings nicht in der Zeitung bringen können) einen festen Arbeitsplatz einrichten sollen? Schließlich war er Krankheits- oder Urlaubsvertretung für fast alle Mitglieder der Redaktion, weshalb er einfach durchgängig da war und Schwierigkeiten hatte, den eigenen Urlaub zu planen.

Herbert wurde zum ständigen Redaktionsmitglied, übernahm zwischenzeitlich das Ressort Politik, die Kultur, die Seite 16 sowie diverse Hintergrundthemen. Als er 2017 das Ressort Kultur fest übernahm, hatte er sich längst seinen Platz in der Redaktion erarbeitet – samt festem Arbeitsplatz. Für ihn war klar, dass, wenn er Verantwortung für die Kultur bei der Zeitung der DKP übernimmt, er dies auch für die zentrale Kulturarbeit der Partei tut. So sorgte er mit für die Reaktivierung der Kulturkommission des Parteivorstandes.

Auf eigenen Wunsch hat Herbert die Redaktion zum 30. April verlassen. Das war sehr plötzlich und die Entscheidung nicht ohne Frust. Wie in jeder Redaktion knirscht es auch bei uns in der Zusammenarbeit hin und wieder schön. Die Arbeit unter Corona-Bedingungen und zum Teil im Home-Office hat nötige Diskussionen zum Beispiel über Stellenwert und Inhalt kultureller Bildung in der Partei und ihrer Zeitung nicht gerade befördert.

So haben wir Herbert endlich gehen lassen. Er wird seine Arbeit nun auf die Kulturkommission konzentrieren. Der UZ-Redaktion steht er als Autor weiterhin zur Seite. Dafür, aber vor allem für die geleistete Arbeit in der UZ-Redaktion danken wir ihm herzlich!

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"Herbert, übernehmen Sie", UZ vom 14. Mai 2021



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