Klimakiller

Patrik Köbele über den Umweltzerstörer Nr. 1

Wer vom Klima spricht, darf von Krieg und Hochrüstung nicht schweigen. Denn Hochrüstung, Militär und Krieg sind Umweltzerstörer Nummer Eins. Einige Beispiele:

„Das US-Verteidigungsministerium ist mit einem Anteil von 77 bis 80 Prozent am gesamten Energieverbrauch der US-Regierung seit 2001 der größte Verbraucher fossiler Brennstoffe. Im Jahr 2017 betrug der Ausstoß von Treibhausgasen in Einrichtungen des Pentagon über 59 Millionen Tonnen Kohlendioxid-Äquivalent“, wird Neta C. Crawford, Professorin an der Universität Boston, von der Informationsstelle Militarisierung zitiert. Wäre das US-Militär ein eigenständiges Land, belegte es demnach Platz 55 der größten Treib­hausgasemittenten der Welt – noch vor Portugal, Schweden oder Dänemark.

Manöver, Übungen, Krieg zerstören ganze Landstriche, selbst in Friedenszeiten, wie unlängst die durch die Bundeswehr verursachten großen Schwelbrände zeigen.

Auch durch ihre Lügen werden die Militärs zu Klimakillern. Um nicht die NATO-Russland-Akte von 1997 förmlich zu verletzen – diese schließt explizit aus, dass in Osteuropa „substantielle Kampftruppen dauerhaft stationiert“ werden – tauschen die NATO und die USA ihre Kampftruppen in Polen regelmäßig aus. Derzeit geht es um 3 500 Soldaten aus Panzereinheiten und 1 700 Soldaten aus Luftkampfeinheiten, die nach Polen verlegt werden. Hinzu kommen 85 Panzer, 135 Schützenpanzer, 15 Panzerhaubitzen, 80 Kampfhubschrauber sowie Equipment. Das ist aggressive Kriegstreiberei, die zudem massive Umweltschäden verursacht.

Militärische Aggressionen und Kriege drehen sich in der Regel um Rohstoffe und Transportwege. Ganz zentral ist die Versorgung der hochentwickelten imperialistischen Zentren mit fossilen Brennstoffen. Die deutsche Bundeswehr formuliert das ganz offen als ihre Aufgabe. So heißt es in den Verteidigungspolitischen Richtlinien aus dem Jahr 2011: „Freie Handelswege und eine gesicherte Rohstoffversorgung sind für die Zukunft Deutschlands und Europas von vitaler Bedeutung.“ Die Erschließung, Sicherung von und der Zugang zu Bodenschätzen werde weltweit neu geordnet, die benötigten fossilen Brennstoffe würden knapp – all dies bleibe nicht ohne Auswirkungen auf die Staatenwelt: „Zugangsbeschränkungen können konfliktauslösend wirken. Störungen der Transportwege und der Rohstoff- und Warenströme, zum Beispiel durch Piraterie und Sabotage des Luftverkehrs, stellen eine Gefährdung für Sicherheit und Wohlstand dar.“

Die Ökologie-, die Klimaschutzbewegung kann zu Hochrüstung und Krieg nicht schweigen. Sie darf nicht schweigen zu einer ungerechten Weltwirtschaftsordnung, die mit Militär und Kriegen zementiert werden soll.

Auf diesen Zusammenhang wies Fidel Castro bereits 1992 bei der UN-Konferenz über Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro hin:

„Es muss darauf verwiesen werden, dass die Konsumgesellschaften die Hauptverantwortlichen für die grauenhafte Vernichtung der Umwelt sind. (…) Sie verbrauchen zwei Drittel des Metalls und drei Viertel der Energie, die auf der Welt erzeugt werden, obwohl sie nur 20 Prozent der Weltbevölkerung darstellen. Sie haben die Meere und Flüsse vergiftet, die Luft verschmutzt (…).

Die Lösung kann nicht sein, die Entwicklung jener zu verhindern, die sie am meisten brauchen. Wahr ist, dass alles das, was heute zur Unterentwicklung und zur Armut beiträgt, ein offenkundiges Attentat auf die Ökologie ist. Zig Millionen Männer, Frauen und Kinder sterben infolgedessen jährlich in der Dritten Welt.“

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"Klimakiller", UZ vom 20. September 2019



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