Aus der aktuellen AufDraht

Münchner Tram in Flecktarn

Auf der Kundgebung des Verdi-Arbeitskreises gegen rechts am Antikriegstag berichtete ein Kollege: „Ich bin Trambahnfahrer hier in München und nicht nur, dass unsere Wartehäuschen voll mit Werbung für die Bundeswehr sind, jetzt muss ich auch noch eine komplett grüne Bundeswehrtram durch München fahren mit der Aufschrift ‚Mach, was wirklich zählt‘. Muss ich – oder muss ich auch nicht? Müssen wir – oder müssen wir auch nicht?

Daher haben wir bei der MVG München nun eine Unterschriftenaktion gegen die Werbung auf unseren Straßenbahnen ins Leben gerufen, mit der wir ab heute, dem 1. September, dem Antikriegstag, im Betrieb starten werden.“

Der offene Brief lautet so: „Seit einiger Zeit ist bei der MVG eine Tram – R3 Nummer 2203 – mit Anwerbung für die Bundeswehr ausgestattet. Wir, die unterzeichnenden Kolleginnen und Kollegen der MVG, wehren uns dagegen, dass wir diese fragwürdige Werbung für eine angebliche Karriere bei der Bundeswehr durch München fahren sollen. Bereits der Slogan der Werbung „Mach, was wirklich zählt“ würdigt uns herab – was wir machen, nämlich Trambahnfahren, zählt also nicht, bzw. nicht wirklich. Das trifft nicht nur uns, sondern alle Arbeitenden. Man kann nicht ernsthaft von uns erwarten, dass wir diese Beleidigung aller Arbeitenden auch noch durch die Straßen fahren. Zudem sind nicht wenige von uns Pazifisten und können es mit ihrem Gewissen nicht vereinbaren, für die Ausbildung zum Töten zu werben. Anwerbung von Kinder und Jugendlichen widerspricht der UN-Kinderrechtskonvention. Die BRD gehört zu den ganz wenigen Staaten, wo Jugendliche für die Armee rekrutiert werden. Die Vereinten Nationen, die Kinderkommission des Bundestages, Friedens- und Kinderrechtsorganisationen, die GEW und Verdi protestieren dagegen schon seit Jahren. Die zunehmende öffentliche Anwerbung hat mit dazu beigetragen, dass inzwischen jeder 13. Rekrutierte minderjährig ist, Dafür wollen wir nicht länger Gehilfe sein – wie Kolleginnen und Kollegen von uns in anderen Städten (z.B. Halle, Potsdam, Dresden…) auch! Deswegen fordern wir, dass die MVG sich nicht länger zum Rekrutierungsinstrument der Bundeswehr macht. Werbt dafür, Trambahn, Bus und U-Bahn zu fahren, da haben alle mehr davon!

München, 1. September 2022, Kolleginnen und Kollegen bei der MVG“

Anmerkung der AufDraht-Redaktion:

Tram R3 Nr. 2203 ist derzeit außer Betrieb. Ist der Grund dafür, dass auf einer Betriebsversammlung der MVG kritische Redebeiträge zu hören waren? Ebenso kam Kritik in den Sozialen Medien.

Die AufDraht, Zeitung der DKP München und der Gruppe KAZ als PDF:



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