GKK-Eigentümer will wieder Geld vom Staat

Pleitenprofiteur

Multimilliardär und Galeria-Eigentümer René Benko will wieder Geld vom Staat. Wie unter anderem der Münchner „Merkur“ berichtet, droht Benko der Bundesregierung mit dem Abbau von weiteren tausenden Arbeitsplätzen beider von der Pleite bedrohten Galeria Karstadt Kaufhof (GKK). Der Staat solle auf 590 Rettungsmillionen aus dem ersten Insolvenzverfahren verzichten, so der „Merkur“ weiter, sonst sei der „Geschäftsbetrieb unmittelbar einzustellen“.

Zuvor hatte GKK angekündigt, 52 ihrer derzeit noch 129 Filialen schließen zu wollen. Betroffen sind insgesamt weit über 5.000 Beschäftigte. Denn nicht nur in den Filialen sollen Stellen wegfallen. Geplant ist auch, in den noch verbleibenden Häusern und in der Zentrale Personal abzubauen. Die Warenhauskette hatte sich Ende Oktober zum wiederholten Mal in ein Schutzschirm-Insolvenzverfahren begeben. Vor zwei Jahren waren bereits fast 40 Filialen geschlossen worden, damals verloren rund 5.000 Beschäftigte ihren Job.

In einigen Städten kämpfen GKK-Beschäftigte gegen die geplanten Schließungen, zumindest bei fünf Filialen soll noch Hoffnung bestehen. Der Standort Braunschweig gehört bisher nicht dazu. Hier demonstrierten letzten Samstag 150 von ihnen für den Erhalt der dortigen Filiale. „Ich verstehe mein Unternehmen nicht“, sagte Galeria-Betriebsratsvorsitzender Stefan Nagelschmidt gegenüber dem „NDR“. Auch von der Stadt heißt es, die Filiale habe schwarze Zahlen geschrieben und die Kaufkraft der Region sei groß. Sabine Gatz von ver.di Niedersachsen kritisiert die GKK-Eigentümer, vor allem Investor René Benko: „Er hat jahrelang gutes Geld verdient in den Unternehmen. Er hat uns ein zukunftsfähiges Warenhauskonzept versprochen, an dem die letzten Jahre lang nicht wirklich ernsthaft gearbeitet wurde, und die Rechnung dafür zahlen jetzt die Beschäftigten, denen der Arbeitsplatzverlust droht.“

Benko ist dafür bekannt, dass er Gewinne privatisiert und bei Verlusten fordert, dass der Staat einspringen solle. Der Investor interessiert sich wenig für das Kaufhausgeschäft, Gewinne zieht er vor allem aus den Immobilien. Aus diesem Grund fordert Orhan Akman, dass sich Benko zu Investitionen „in die Zukunft und in das operative Geschäft“ des Unternehmens GKK verpflichtet. Akman leitete von 2019 bis 2022 die ver.di-Bundesfachgruppe für den Einzel- und Versandhandel und verhandelte im Interesse der Beschäftigten über Sanierungs- beziehungsweise Zukunftstarifverträge für den Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof. „Wir brauchen dringend Konzepte für die Zukunft der Warenhäuser, aber auch für unsere Innenstädte, die gemeinsam mit den Beschäftigten und deren Interessenvertretern zu entwickeln sind. Manager alleine sind nachweislich nicht in der Lage, Unternehmen und Innenstädte zukunftsfest zu machen. Es ist notwendig, dass Eigentümer René Benko für die dringend notwendigen Investitionen in die Zukunft und in das operative Geschäft des Unternehmens Galeria Karstadt Kaufhof sorgt“, so Akman.

  • Aktuelle Beiträge
Über den Autor

Lars Mörking (Jahrgang 1977) ist Politikwissenschaftler. Er arbeitete nach seinem Studium in Peking und war dort Mitarbeiter der Zeitschrift „China heute“.

Mörking arbeitet seit 2011 bei der UZ, zunächst als Redakteur für „Wirtschaft & Soziales“, anschließend als Verantwortlicher für „Internationale Politik“ und zuletzt – bis Anfang 2020 – als Chefredakteur.

 

Dieser Artikel ist für Sie kostenlos. Kritischer Journalismus braucht Unterstützung, um dauerhaft existieren zu können. Daher laden wir Sie ein, die UZ als Wochenzeitung oder in der digitalen Vollversion 6 Wochen kostenlos und unverbindlich zu testen. Sie können danach entscheiden, ob Sie die UZ abonnieren möchten.

✘ Leserbrief schreiben

An die UZ-Redaktion (leserbriefe (at) unsere-zeit.de)

"Pleitenprofiteur", UZ vom 24. März 2023



    Bitte beweise, dass du kein Spambot bist und wähle das Symbol Herz.



    UZ Probe-Abo [6 Wochen Gratis]
    Unsere Zeit