Solidarität mit dem Widerstand

Das Gespräch führte Olaf Matthes

UZ: Vom 17. bis zum 28. September führt die SDAJ eine Solidaritätsreise nach Griechenland durch. Als ihr die Reise geplant habt, stand noch nicht fest, dass in diesem Zeitraum in Griechenland Wahlen stattfinden. Was heißt das für euch?

Thanasis Spanidis: Ursprünglich war unser Plan, dass wir mit der gesamten Delegation an dem großen Festival teilnehmen, das die Kommunistische Jugend Griechenlands (KNE) bzw. ihre Zeitung Odigitis in ganz Griechenland ausrichten. Durch die Neuwahlen hat sich die politische Situation im Land verändert. Das heißt einerseits, dass die Durchführung unseres geplanten Programms schwieriger wird. Leider explodieren auch die Kosten, weil wir vieles neu planen, umbuchen mussten. Andererseits haben wir jetzt das Glück die spannende Zeit des Wahlkampfs mitzubekommen.

UZ: Wie sieht euer Programm aus?

Die TeilnehmerInnen der Griechenland-Reise

stehen als Referenten zur Verfügung.

Anfragen an: sdaj-internat@gmx.de

Thanasis Spanidis: Im Vorfeld haben wir uns intensiv mit der Geschichte Griechenlands, der griechischen kommunistischen Bewegung und des antifaschistischen Widerstands im Zweiten Weltkrieg beschäftigt. Wir werden unter anderem Vertreter der verschiedenen klassenorientierten Massenbewegungen treffen, wie dem Frauenverband OGE, der Gewerkschaftsfront PAME, der Studierendenfront MAS und der Volkskomitees in den Stadtteilen. Außerdem wollen wir z. B. den Schießstand im Athener Stadtteil Kesariani besuchen, wo die deutschen Faschisten am 1. Mai 1944 200 Kommunisten ermordeten. Nicht zufällig ist der Bürgermeister von Kesariani heute ein Kommunist – auch ihn werden wir treffen. Auch die Gefängnisinsel Makronissos, wo die griechische Bourgeoisie seit dem Bürgerkrieg (1946–49) ein Konzentrationslager für Revolutionäre und andere Regimegegner unterhielt, werden wir besuchen.

UZ: Die TeilnehmerInnen der Reise werden hier auf Veranstaltungen über ihre Erfahrungen berichten. Was ist geplant?

Thanasis Spanidis: Wir werden nach der Reise in ganz Deutschland Veranstaltungen zu Griechenland machen, auf denen die Teilnehmenden über ihre Erfahrungen berichten oder zu bestimmten Themenbereichen referieren werden. Die KNE in Deutschland hat uns auch ihre Unterstützung dabei zugesagt, sodass wir bestimmt auch einige Veranstaltungen mit ihr zusammen organisieren werden.

UZ: In der deutschen Linken ist die „Solidarität mit Griechenland“ ein großes Thema. Was sind eurer Auffassung nach die Aufgaben linker Kräfte in Deutschland, um die Solidarität mit der Arbeiterbewegung dort weiterzuentwickeln?

Thanasis Spanidis: Zunächst mal denken wir, dass die Formel „Solidarität mit Griechenland“ inhaltsleer und irreführend ist. Wir solidarisieren uns nicht einfach mit Griechenland, sondern mit der Arbeiterklasse, den Opfern der reaktionären Krisenpolitik und mit denjenigen, die konsequenten Widerstand dagegen entwickeln. Das sind nach unserer Auffassung die Kommunistische Partei, die KNE, die klassenkämpferischen Gewerkschaften in der PAME und andere. De facto richtete sich die abstrakte „Solidarität mit Griechenland“ dagegen in vielen Fällen an die sogenannte „Linksregierung“, die dem griechischen Volk das dritte Memorandum eingebracht hat. Unsere Solidarität richtet sich gegen das Kapital und seine Regierungen, ob sie sich nun „links“ nennen oder nicht, gegen die EU, für die Errichtung der Macht des Volkes. Der wichtigste Akt der Solidarität ist dabei, hier in Deutschland die kommunistische und Arbeiterbewegung wieder zu stärken.

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"Solidarität mit dem Widerstand", UZ vom 11. September 2015



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