Spediteur geht mit Schlägertrupp gegen Streikende vor

Solidarität mit LKW-Fahrern

Tim Beyermann

Seit mehr als zwei Wochen streiken LKW-Fahrer aus Georgien und Usbekistan auf der Raststätte „Gräfenhausen West“ an der A5 in Südhessen. Der polnische Spediteur, für den die Männer arbeiten, hat ihnen seit über einem Monat keinen Lohn ausgezahlt. Darunter leiden nicht nur die Fahrer, sondern auch ihre Familien. Ihre Sorgen reichen von Lebensmitteln, die langsam knapp werden, bis hin zum Schulgeld, das gezahlt werden muss. Praktische Solidarität kam von Vereinen, Verbänden, Gewerkschaften und Antifagruppen, die den Fahrern Lebensmittel- und Geldspenden brachten. Auch spontane Unterstützungsaktionen durch Einzelpersonen hat es gegeben. Der DGB richtete ein Streikkonto ein.

Am Karfreitag eskalierte die Situation vor Ort, als der polnische Spediteur samt Schlägertrupp in schusssicheren Westen auf dem Parkplatz auflief. Wohl schon öfter war versucht worden, die Fahrer der Spedition einzuschüchtern. Dieses Mal wollte der Spediteur Tatsachen schaffen, drohte mit Gewalt und verlangte die Herausgabe der LKW-Schlüssel. Kurze Zeit später traf die Polizei ein. Einige Fahrer sprachen von bis zu 100 Beamten, die vor Ort gewesen sein sollen.

Zu denen, die praktische Solidarität leisten, gehört ver.di. Die Gewerkschaft stellte den Streikenden Diesel zur Verfügung, damit diese nachts ihre Fahrer-Kabinen heizen können. Darüber hinaus übte ver.di Druck auf Kunden der Spedition aus. Mit Erfolg: Erste Auftraggeber distanzieren sich von der Spedition.

Auch die DKP Mörfelden-Walldorf war vor Ort. Geplant war, das Geld diskret bei Edwin Atema abzugeben. Atema arbeitet für die FNV, das niederländische Gegenstück des DGB. Er ist selbst ehemaliger Lastkraftfahrer und setzt sich seit Jahren europaweit gegen Lohndumping in der Fernfahrerbranche ein. Die Streikenden in Gräfenhausen haben ihn als Mediator in den Verhandlungen benannt. Doch als sie den Spendenbrief der DKP sahen, der mit einem Gruß auf Grusinisch/Usbekisch und Russisch versehen ist, bestanden sie darauf, ein gemeinsames Foto zu machen.

Da der Streik anzudauern scheint, ist die DKP im Gespräch mit dem örtlichen Naturfreundehaus und einigen Vereinen, um weitere Hilfen zu organisieren.

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"Solidarität mit LKW-Fahrern", UZ vom 14. April 2023



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