Spahn setzt auf Zwang

Werner Sarbok zur Impfpflicht gegen Masern

Wenn heute über 360 000 Kinder in Kitas und Schulen nicht ausreichend gegen Masern geimpft sind, muss das geändert und die Frage nach den Ursachen gestellt werden. Selbst 220000 Beschäftigte in Kitas, Krankenhäusern und Arztpraxen müssten laut Gesundheitsministerium zu einer Impfung gegen Masern verpflichtet werden.

Medienwirksam steigt Gesundheitsminister Spahn in den Ring: Wer sein Kind nicht gegen Masern impfen lassen will, soll mit einer Geldstrafe von 2 500 Euro belegt werden und das betreffende Kind vom Kita-Besuch ausgeschlossen werden.

Nichts als heiße Luft, wie weitgehend alles andere aus dem Hause Spahn. Denn wer es hat, dem tut diese Strafe nicht weh. Ohnehin wird er seine Sprösslinge nicht in eine gemeine Kita stecken. Und bei denen, wo nichts zu holen ist, hat ja bekanntlich der Kaiser sein Recht verloren.

Das Misstrauen der Menschen in unser Gesundheitssystem ist erklärbar. Wo es den Profitinteressen untergeordnet wird, werden die Auswirkungen spürbar. Patienten und Pflegekräfte leiden gleichermaßen unter dieser Politik, den einen fehlt eine ausreichende Betreung, die anderen leiden unter zunehmender Arbeitshetze.

Genau auf diese eklatanten Lücken in der Gesundheitsversorgung geht Spahn nicht ein. Zwang und Geldstrafen sind kein Ersatz für eine an den Bedürfnissen der Menschen orientierte Gesundheitspolitik.

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"Spahn setzt auf Zwang", UZ vom 10. Mai 2019



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