Bastian Pastewka empfiehlt einen DDR-Radiokrimi

Wie es sich gehört

Die Podcast-Kolumne

Mit Podcast ist das ja so eine Sache (Wobei ich zugeben muss, dass ich einige sehr schätze, und zwar nicht nur den der UZ). Oft reden die Podcast-Macherinnen und -Macher lieber über sich als über das eigentliche Thema, es wird ständig ganz viel nachgefühlt, was eine Information nun so mit einem macht, und dann ist da noch die allgegenwärtige Propaganda. Jede Gräueltat der Geschichte soll auf einmal einen Vergleich zu Putin wert sein, der bürgerliche Feminismus wird so bürgerlich, dass er fast schon frauenfeindlich daherkommt (dazu in einem späteren Artikel mehr) und spätestens wenn die Worte „Deutsche Demokratische Republik“ fallen, fallen alle Hemmungen gleich mit. Aber es gibt (auch außerhalb der linken Bubble) rühmliche Ausnahmen. Von den blödesten Beispielen und den schönsten Ausnahmen erzählen wir in den nächsten Wochen in lockerer Reihenfolge an dieser Stelle. Damit es am Badesee auch mal schön was auf die Ohren gibt und man den Mitschwimmern und Sonnenbadenden um einen rum nicht so genau zuhören muss.

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Heute fangen wir mal mit einer rühmlichen Ausnahme an. Bastian Pastewka, wer hätte das gedacht. Der erklärte lebenslange Hörspiel-Fan Pastewka (wie viele von uns angefixt in jungen Jahren von den drei legendären Detektiven aus Rocky Beach) hat bei „Radio Bremen 2“ einen Krimi-Podcast namens „Kein Mucks“. Dort stellt er Radiohörspiele vor, in denen es mal um mehr, mal um weniger Mord und Totschlag geht.

In der Folge „Am Schwarzen Mann“ vom 15. Juni geht es um – wie der Name schon sagt – „Am Schwarzen Mann“, ein Hörspiel des DDR-Radios von 1973. Und was macht Pastewka? Erfreulicherweise fast nichts. Er redet über die Aufnahmetechnik (Mono), die Autorin Linda Teßmer („Am Schwarzen Mann“ war ihr erstes Hörspiel) und über den Inhalt. Kein Schwachsinn über Unrechtsstaaten und zensierte Künstler, stattdessen ein paar Fakten über Form, Inhalt und mitwirkende Schauspieler. Nach Pastewkas Einführung kann man sich dann selber ein Bild machen und das komplette Hörspiel anhören.

Im „Schwarzen Mann“ selber geht es dann weniger rasant zu, denn in Krimis aus der DDR ist es ähnlich wie in den Hörspielen aus Rocky Beach: Tote gibt es eher selten.

Stattdessen gibt es einen hinterhältigen Anschlag auf den Abschnittsbevollmächtigten eines fiktiven Dorfs im Norden der DDR (aber keine Sorge, er kommt mit einer Gehirnerschütterung davon) und zwei Kriminaler, die aus der nächsten Stadt herbeieilen, um die Hintergründe aufzuklären. Und dann geht es so, wie sich das für die DDR gehört: Der Bürgermeister bekommt einen Rüffel, weil er sich nicht genug um einen Bürger in schwieriger Lage gekümmert hat, die Schwierigkeiten der Gemeinde bei der Entwicklung vom Dorf zur Stadt kommen zur Sprache und die Jugend hat verdammt nochmal recht, wenn sie einen Klub für sich fordert. Und denjenigen, der Schuld ist an der Gehirnerschütterung des Abschnittsbevollmächtigten, finden sie am Schluss natürlich auch. Hörvergnügen mit einem Hauch Nostalgie.

Es gibt einen Podcast oder ein Hörspiel, das an dieser Stelle dringend empfohlen werden soll? Tipps gern an: redaktion@unsere-zeit.de


Kein Mucks. Der Krimi-Podcast mit Bastian Pastewka
Am Schwarzen Mann
Abrufbar in der ARD-Audiothek


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Über die Autorin

Melina Deymann, geboren 1979, studierte Theaterwissenschaft und Anglistik und machte im Anschluss eine Ausbildung als Buchhändlerin. Dem Traumberuf machte der Aufstieg eines Online-Monopolisten ein jähes Ende. Der UZ kam es zugute.

Melina Deymann ist seit 2017 bei der Zeitung der DKP tätig, zuerst als Volontärin, heute als Redakteurin für internationale Politik und als Chefin vom Dienst. Ihre Liebe zum Schreiben entdeckte sie bei der Arbeit für die „Position“, dem Magazin der Sozialistischen Deutschen Arbeiterjugend.

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"Wie es sich gehört", UZ vom 30. Juni 2023



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