Hiroshima-Gedenken in Bremen

… dass nie mehr Kinder verbrennen

Von Hartmut Drewes

Auf Einladung des Bremer Friedensforums und weiterer Organisationen versammelten sich auf dem Bremer Marktplatz Bremer Bürgerinnen und Bürger zum Gedenken an die Atom-Bomben-Abwürfe auf Hiroshima und Nagasaki vor 70 Jahren und legten mit Blumen das Peace-Zeichen. Unter ihnen waren trotz der großen Hitze eine Reihe alter Menschen, die den zweiten Weltkrieg mit seinen Bombenangriffen noch bewusst miterlebt haben. Aber auch etwa zehn in Bremen lebende Japanerinnen und Japaner waren zugegen. Eine von ihnen, Mariko Reineke-Kriete, hatte eine Stellwand zu den mörderischen Ereignissen aufgestellt, auf der sowohl einzelne Menschenschicksale von damals beschrieben werden, aber auch Bilder der Hoffnung zu sehen sind, so „Papierkraniche mit Hoffnung gefaltet“. Der Kranich stellt in Japan, wie bei uns die Taube, ein Friedenssymbol dar. Unter den Gedenkenden waren auch Mediziner, Juristen und Theologen sowie Birgit Menz, Bremer Bundestagsabgeordnete der Partei „Die Linke“. Von Bürgermeister Carsten Sieling wurde ein Grußwort an die Teilnehmer der Bremer Mahnwache verlesen. Grüße kamen außerdem von der diesjährigen Gedenkaktion in Wien.

Eva Böller, Sprecherin des Bremer Friedensforums, die die Versammelten begrüßte und die Veranstaltung moderierte, wies darauf hin, dass für die geplante Entwicklung des Panzers Leopard 3 erwogen wird, diesen mit Schießgerät für uranabgereicherte DU-Munition auszustatten, eine Munition, die so gefährlich ist, dass 138 Staaten, darunter auch Deutschland, ihren Einsatz für höchst problematisch erachten.

Der Geschäftsführer der Juristen-Organisation gegen atomare, biologische und chemische Waffen IALANA, Reiner Braun aus Berlin, hielt eine mitreißende und motivierende, oft von Beifall unterbrochene Rede. Er begann mit einem Gedicht des türkischen Dichters Nazim Hikmet, in dem dieser ein in Hiroshima verbranntes Kind sprechen lässt. In ihm finden sich die Zeilen:

Leis’ klopf ich an eure Türen

Gebt mir eure Unterschrift

Dass es nie mehr Kinder trifft,

dass nie mehr Kinder verbrennen.

Braun sagte u. a.: „Der Marsch der NATO nach Osten, die verharmlosend NATO-Osterweiterung genannte Expansion des größten und stärksten Militärbündnisses gegen den Geist der Pariser Verträge von 1990 und gegen viele Zusagen zur europäischen Kooperation hat uns in die Situation gebracht, dass ein großer Krieg, ja ein Krieg mit Atomwaffen in Europa nicht mehr ausgeschlossen werden kann. Braun endete mit dem Satz: „Abrüstung ist das Gebot der Stunde, nicht weitere weltweite Militarisierung. Wir sollten und müssen damit bei uns anfangen.“

Der Hamburger Physiker Fritz Storim von der Messstelle für Arbeits- und Strahlenschutz e. V. (MAUS) Bremen schilderte die Gefahren der Atomtransporte, die täglich auf Schiene und Straße durch Bremen gehen.

Am Ende der einstündigen Mahnwache rezitierte der Schauspieler Dirk Rademacher beeindruckende Texte zu Hiroshima, überwiegend Gedichte japanischer Autoren.

Dieser Artikel ist für Sie kostenlos. Kritischer Journalismus braucht allerdings Unterstützung, um dauerhaft existieren zu können. Daher freuen wir uns, wenn Sie sich für ein Abonnement der UZ (als gedruckte Wochenzeitung und/oder in digitaler Vollversion) entscheiden. Sie können die UZ vorher 6 Wochen lang kostenlos und unverbindlich testen.

✘ Leserbrief schreiben

An die UZ-Redaktion (leserbriefe (at) unsere-zeit.de)

"… dass nie mehr Kinder verbrennen", UZ vom 14. August 2015



    Bitte beweise, dass du kein Spambot bist und wähle das Symbol Stern.



    UZ Probe-Abo [6 Wochen Gratis]
    Unsere Zeit