(…) Die Große Koalition setzt fort, was die Ampel und andere Regierungen vorher taten: Sie setzt die Interessen des deutschen Monopolkapitals durch.
Die Folgen für die Jugend in Deutschland: Die Jugendarbeitslosigkeit ist seit 2022 um 40 Prozent gestiegen. Stellenabbau trifft uns besonders, weil es keine Jobs und Ausbildungsplätze mehr gibt und weil wir besonders oft in befristeten Arbeitsverhältnissen arbeiten. Weitere Jugendzentren werden geschlossen, Schulen zerfallen, wie hier um die Ecke in Frankfurt/Main, wo ein Drittel einer Schule, der IGS Süd, wegen Baufälligkeit geschlossen wurde. Das Gebäude muss durch 500 Stahlstützen abgestützt werden.
Mit den sich zuspitzenden Widersprüchen nehmen die Ängste Jugendlicher vor einem großen Krieg, vor Armut, vor dem Klimawandel zu. Das spiegelt sich jedoch, mit Ausnahme der Palästina- und der Anti-AfD-Proteste, kaum in Protesten wider – und die Anti-AfD-Proteste dienten leider im Wesentlichen der Formierung hinter der aktuellen Regierung. Jugendliche kennen kaum große Bewegungen und Kämpfe, Individualismus ist weit verbreitet. Die Bedrohungslüge und die Erzählung, dass wir „guten Europäer“ Verantwortung übernehmen müssten, verfängt insgesamt. Andererseits wächst auch die Unzufriedenheit über die politische Lage und die Mehrheit der Jugendlichen ist gegen die Wehrpflicht – das ist ein Ansatzpunkt für uns.
Vor dem Hintergrund der politischen Lage und weil wir als SDAJ in den letzten Jahren mit Kampagnen wie „Eure Kriege – ohne uns!“ und Aktionstätigkeit darauf reagiert haben, weil wir Jugendlichen auf der Suche nach politischer Aktivität und Organisation ein Angebot gemacht haben, haben wir es – das erste Mal seit der Konterrevolution – geschafft, ernsthaft zu wachsen. Wir sind weiterhin eine kleine Organisation, aber wir konnten uns in den letzten fünf Jahren fast verdoppeln, haben mittlerweile 56 Gruppen, 13 davon in Ostdeutschland. Das ist auch deshalb gelungen, weil wir unsere Strukturen, insbesondere unsere Landesleitungen, in den letzten Jahren gestärkt haben, sie sind ein Schlüssel des Wachstums. Denn sie ermöglichen, die Gruppen und Gruppenansätze vor Ort auf Grundlage unserer gemeinsamen Beschlüsse anzuleiten, sie zu unterstützen, ihre Erfahrungen zu verallgemeinern und daraus zu lernen.
Als Jugendverband sehen wir unsere Aufgabe darin, Klassenbewusstsein unter der lernenden und arbeitenden Jugend zu schaffen, diese im Kampf zu organisieren und uns gegenseitig zu Kommunisten zu erziehen. Das Wachstum ist dafür eine große Chance, aber auch eine Herausforderung: Wie schaffen wir es, so viele neue Leute auszubilden, in Kämpfen zu erziehen und gemeinsam zu lernen?
Gute Voraussetzungen dafür haben wir, weil diejenigen, die sich entschieden haben, in der SDAJ mitzumachen, regelmäßig zu unseren Treffen kommen, sich in unsere Politikentwicklung und Aktivität einbringen. Vor dem Hintergrund des Wachstums hat sich auch gezeigt, dass es richtig war, unsere jährlichen bundesweiten Schulungen zu Antifaschismus, politischer Ökonomie, marxistischer Philosophie und wissenschaftlichem Sozialismus zu verdoppeln, dass wir Schulungen zu Interessenvertretungspolitik und ein Leitungsseminar etabliert haben – wir wollen die Schulungen nun noch weiter ausbauen. (…)
Im kommenden Jahr wollen wir wieder Solidaritätsbrigaden ins sozialistische Kuba schicken. Ihr wisst, wie schwer die Situation auf Kuba ist, wie hart die Blockade und die Terrorliste Kuba treffen. Für uns sind die Brigaden Teil unseres proletarischen Internationalismus. Denn Kuba, das seit 1959 allen Angriffen des Imperialismus widersteht, straft die Herrschenden Lügen: Der Kapitalismus ist nicht das Ende der Geschichte!
Wir sind als SDAJ eine selbstständige Jugendorganisation. Schon Liebknecht, Zetkin und Lenin wussten, dass es diese braucht, weil die Jugend sich dem Sozialismus auf anderen Wegen nähert. Als wir im letzten Jahr unser neues Zukunftspapier, unsere neue programmatische Grundlage beschlossen haben, haben wir festgehalten, dass es eine kommunistische Partei, eine generationenübergreifende Vorhut der Arbeiterklasse braucht, und dass das für uns die Deutsche Kommunistische Partei ist. Das Verhältnis von Partei und Jugendverband muss eins der Kampfgemeinschaft sein, die wir uns immer wieder gemeinsam erarbeiten müssen. Die Mitgliedsbuchneuausgabe hat gezeigt: Da sind wir gemeinsam dran – und gerade vor dem Hintergrund der zunehmenden Repressionen, der sich zuspitzenden politischen Lage ist das mehr als notwendig. Auch wenn wir uns als SDAJ fast verdoppelt haben, ist der Anteil der DKP-Mitglieder in der SDAJ gleich geblieben und liegt weiterhin bei etwa einem Drittel. Das ist ein Erfolg unserer Zusammenarbeit.
Aber: Auch wenn wir vor Ort oft zusammen in Aktion sind, sprechen wir uns zu wenig miteinander ab, machen zu wenig gemeinsame Bildungsarbeit, kennen uns zu schlecht. Der Übergang von Mitgliedern der SDAJ in die DKP ist zwar in den letzten Jahren besser geworden, dennoch bestehen hier weiterhin Probleme, die wir gemeinsam lösen müssen. Eine wichtige Voraussetzung dafür ist, dass wir auf zentraler Ebene wie vor Ort in gemeinsame Kämpfe kommen und die gemeinsame Diskussion führen, dass es auch zentrale Diskussionsangebote gibt, bei denen sich auch junge Genossinnen und Genossen einbringen können, auch zu strittigen Fragen – ob zum Charakter der Volksrepublik China und zum Sozialismusverständnis, zum Imperialismus oder zur Einschätzung der aktuellen Lage. Um das Verhältnis von SDAJ und DKP zu stärken, schlägt der DKP-Parteivorstand auch vor, dass ich Teil des kommenden Parteivorstands werde. Das hat der Bundesvorstand der SDAJ ausdrücklich sehr begrüßt. (…)
Lasst uns unsere Kampfgemeinschaft stärken, lasst uns gemeinsam auf die Straße gehen, gegen Wehrpflicht, US-Mittelstreckenraketen und Hochrüstung! Lasst uns herausgehen zur Tarifrunde der Länder, gegen die Stellenstreichungen! Lasst uns gemeinsam deutlich machen, worin die gemeinsame Ursache von Sozialabbau und Krieg liegt – im Kapitalismus unserer Zeit!