Das feldgraue Magazin „Militär & Geschichte“

Feinkost für den Sandkastenstrategen

Von Werner Sarbok

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Auf der Homepage von „Militär & Geschichte“ verspricht das Magazin spannende Einblicke in die Vergangenheit. Die Vergangenheit soll beleuchtet werden, „ohne sie mit Ideologie zu befrachten“.

Der Herausgeber ist der GeraMond Verlag GmbH mit Sitz in München. Mit dem Slogan: „Entdecken Sie alles, was Männern Spaß macht“ preist er seine Produkte an. Und wer „Spaß“ am „Kampfpanzer Tiger“, der „Fremdenlegion“ oder dem „Deutsch-Französischen Krieg 1870/71“ hat, wird bei dem Angebot des Verlages sicherlich auf seine Kosten kommen. Allerdings gehört zum Repertoire auch eine erkleckliche Anzahl von durchaus interessanten Modelleisenbahn- und Oldtimermagazinen.

Als Aufmacherstory in der aktuellen Nr. 5/2017 der „Militär & Geschichte“ dient der Überfall der Nazi-Wehrmacht auf Kreta im Jahr 1941. „Ideologiefrei“ wird der Kampf der deutschen „Elitesoldaten“ bei der Eroberung der Mittelmeerinsel geschildert. „Das Vorhaben war außerordentlich kühn“, weiß das Magazin zu berichten. Als „tragisches Ereignis“ wird der Tod eines deutschen Generalleutnants erwähnt. Wir erfahren – völlig ideologiefrei selbstverständlich –, dass das „organisatorische Kunststück“ gelang, 493 Ju 52 vor dem Überfall innerhalb von 15 Tagen in der „Heimat“ generalüberholen zu lassen. Ebenfalls erlangen wir notwendiges Fachwissen über den individuellen Tarnanstrich des Lastenseglers DFS 230, die Spannweite der Ju 52 und das erstmals in Kreta eingesetzte Leichtgeschütz L. G.40. Ein Interview mit dem Historiker Dr. Peter Lieb aus Potsdam erläutert, warum der von den Nazis als „Merkur“ bezeichnete Überfall „die Stärken und Schwächen von Luftlandeoperationen aufzeigt“. Überschrift: „Der Sieg hing am seidenen Faden“.

Jedenfalls kommen nach einigen Seiten die Angreifer zum „Erfolg“, was auch auf zahlreichen Bildern illustriert wird: „Kreta war endlich in deutscher Hand“.

Im Weiteren werden in der Ausgabe die „geheimen Operationspläne des Warschauer Paktes gegen den Westen“ enthüllt, die „Säuberungswelle“ in der Bundeswehr kommentiert, das Mauser-Repetiergewehr Modell 98 („Einfach perfekt“) und noch diverse Schlachtstrategien dargestellt – eine Fundgrube für jeden Sandkasten- und Stammtischstrategen. Der Bundeswehr wird bescheinigt, im Jahr 1999 im Kosovo ihre „Feuertaufe bestanden“ zu haben. Doch tatsächlich heißt es zu der Bundeswehrbeteiligung an dem Überfall auf Jugoslawien: „Der Einsatz war völkerrechtswidrig“.

Aber was soll’s? Denn schließlich erfährt der Leser zu seiner Beruhigung auch, dass am 13. Juni 1999 die „Bundeswehr unter dem Jubel der albanischen Bevölkerung“ in Prizren einmarschierte. Und mit Stand März 2017 gehen „im deutschen Sektor“ 500 Soldaten der Bundeswehr „weiterhin Tag für Tag auf Patrouille, um für Frieden und Ordnung zu sorgen“. Lieb’ Vaterland, magst ruhig sein …

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"Feinkost für den Sandkastenstrategen", UZ vom 4. August 2017



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