Gemeinsam stark

Werner Sarbok im Gespräch mit Rainer Perschewski

Rainer Perschewski ist Bundessprecher der EVG-Betriebsgruppen

Rainer Perschewski ist Bundessprecher der EVG-Betriebsgruppen

UZ: In der Vorbereitung dieser Tarifrunde hat die EVG eine Mitgliederbefragung gestartet, um die möglicherweise unterschiedlichen Wünsche der KollegInnen zu erfassen. Wie ist die Resonanz und die Beteiligung?

Rainer Perschewski: Die EVG setzt als Organisation schon eine Weile auf mehr Beteiligung an der Entscheidung von Grundsatzfragen. So wurde vor der Gründung der EVG 2010 eine breite Diskussion über die Struktur der Gewerkschaft geführt, so bei dem Beschluss zu unserem Grundsatzprogramm und schon in der letzten Tarifrunde. In dieser Tarifrunde wurde die Mitgliederbefragung mit fünf Veranstaltungen begonnen. Ich habe in Leipzig eine Veranstaltung mit rund 180 Kolleginnen und Kollegen moderiert. Das war eine sehr gute Resonanz, mit viel Diskussion und Darstellung konkreter Probleme und Forderungen. An allen Veranstaltungen hat die Kollegin Rusch-Ziemba, als Verhandlungsführerin teilgenommen und hat so einen direkten Eindruck erhalten. Die Beteiligung wird derzeit noch ausgewertet, aber es zeichnet sich sowohl per Post als auch online eine hohe Beteiligung mit über 15 000 Teilnehmern ab.

UZ: Was lässt sich aus den Antworten schließen, worauf kommt es den KollegInnen an?

Rainer Perschewski: Die Antworten sind sehr differenziert. So ging es zum Beispiel um die Frage der Wochenarbeitszeit. Generell wollen die Kolleginnen und Kollegen mehr Freizeit, aber ob das in Form einer Wochenarbeitszeit oder mehr Urlaub geschehen soll ist sehr geteilt. Es wurden zum Beispiel Varianten diskutiert, dass man beispielsweise bei einer Stunde Verkürzung der Wochenarbeitszeit trotzdem die Wahlmöglichkeit hat, ob man dieses in mehr Urlaubstage umwandelt oder in eine zum Beispiel 38-Stunden-Woche. Bei mir im Betrieb würde ich wetten, dass die KollegInnen eher auf mehr Urlaub abzielen.

Genauso die Frage nach der Stärkung der betrieblichen Altersvorsorge. Das Unternehmen muss jetzt in Höhe von zwei Prozent des Jahresbrutto für jeden Mitarbeiter zusätzlich zum Lohn in den Pensionsfond zahlen. Soll das erhöht werden? Das geht unter Umständen zu Lasten der Entgelterhöhung. Viele wollen aber auch einfach jetzt mehr Geld in der Tasche und wollen wir wieder wie in der letzten Runde einen Mindestbetrag? Die Befragung wird in diesen Tagen gerade ausgewertet und dann tritt die Tarifkommission zusammen.

UZ: Mit welcher Entgeltforderung geht nun die EVG in die Verhandlungen?

Rainer Perschewski: Die Tarifkommission wird erst in diesen Tagen entscheiden – wohin die Reise geht. Aufgrund der Diskussionen die ich auch in meinen unterschiedlichen Funktionen auf verschiedenen Ebenen der Gewerkschaft begleitet habe, wird es meiner Meinung nach um ein Paket gehen. Das war beim letzten Mal anders, da war die Botschaft der Kolleginnen und Kollegen klar: Mehr Geld – alles andere ist eher zweitrangig. Das stelle ich so jetzt nicht fest.

UZ: Wie ist es um die Kampfbereitschaft der KollegInnen bestellt?

Rainer Perschewski: Wir sind als Funktionäre gehalten, eine größere Einbindung und Transparenz zu gewährleisten. In Auswertung der letzten Runde werden wir mit begleitenden Aktionen beginnen und so auch die Resonanz testen. Meinem Gefühl nach würden die KollegInnen dem schon seit geraumer Zeit andauernden Gejammer des Unternehmens um die wirtschaftliche Lage gerne mal was entgegensetzen. Ich vermute, dass es dieses Mal zumindest nicht ohne einen Warnstreik funktioniert. Wir bereiten die Eisenbahnerbetriebsgruppen auf jeden Fall darauf vor – auch eine Veränderung gegenüber dem letzten Mal.

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"Gemeinsam stark", UZ vom 30. September 2016



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