Heult leiser

Die Grünen sind ein Schmelztiegel der Feinsinnigkeiten. Das wurde zu Wochenbeginn wieder einmal deutlich, als ein „Brandbrief“ der Grünen-Basis die Runde machte. Mehr als 700 Mitglieder zeigten sich „erschüttert“ über die geplanten Änderungen des Asylrechtes. Deshalb schrieben sie, unter anderem an die „liebe Annalena“ und den „lieben Robert“: „Auch wenn die Verhandlungssituation in Brüssel sicherlich schwierig ist und wir sicher sind, dass ihr für die Umsetzung des Koalitionsvertrags kämpft …“, mehr braucht man nicht zu lesen. Dass die „liebe Annalena“ sich als „Herzenseuropäerin“ schon längst für „Ordnung an den Außengrenzen“ ausspricht, ist bekannt. Dazu gehören den europäischen Werten entsprechend eben auch Lagerhaft, Entrechtung und möglichst viele „sichere Drittstaaten“, in die abgeschoben werden kann. Der „liebe Robert“ gibt regelmäßig neue Milliarden für Konzerne frei und lässt die Bevölkerung dafür zahlen. Zusammen machen die beiden Lieben imperialistische Politik, wollen andere Länder mit Wirtschaftskriegen „ruinieren“ und bringen schwere Waffen in Kriegsgebiete. Über die Folgen des so geschaffenen Elends darf man dann „erschüttert“ sein. Zur Abkehr von dieser Politik reichen die Tränen jedoch nicht. Deshalb: „Liebe Grüne“, heult ­leiser.

Über den Autor

Vincent Cziesla, Jahrgang 1988, ist seit dem Jahr 2023 Redakteur für das Ressort „Politik“. Der UZ ist er schon seit Jahren als Autor und Verfasser der „Kommunalpolitischen Kolumne“ verbunden. Während eines Praktikums lernte er die Arbeit in der Redaktion kennen und schätzen.

Cziesla ist Mitglied des Neusser Stadtrates und war von 2014 bis 2022 als hauptamtlicher Fraktionsgeschäftsführer der Linksfraktion in Neuss beschäftigt. Nebenberuflich arbeitet er in der Pflege und Betreuung von Menschen mit Behinderung.

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"Heult leiser", UZ vom 9. Juni 2023



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