Heult leiser

Die Grünen sind ein Schmelztiegel der Feinsinnigkeiten. Das wurde zu Wochenbeginn wieder einmal deutlich, als ein „Brandbrief“ der Grünen-Basis die Runde machte. Mehr als 700 Mitglieder zeigten sich „erschüttert“ über die geplanten Änderungen des Asylrechtes. Deshalb schrieben sie, unter anderem an die „liebe Annalena“ und den „lieben Robert“: „Auch wenn die Verhandlungssituation in Brüssel sicherlich schwierig ist und wir sicher sind, dass ihr für die Umsetzung des Koalitionsvertrags kämpft …“, mehr braucht man nicht zu lesen. Dass die „liebe Annalena“ sich als „Herzenseuropäerin“ schon längst für „Ordnung an den Außengrenzen“ ausspricht, ist bekannt. Dazu gehören den europäischen Werten entsprechend eben auch Lagerhaft, Entrechtung und möglichst viele „sichere Drittstaaten“, in die abgeschoben werden kann. Der „liebe Robert“ gibt regelmäßig neue Milliarden für Konzerne frei und lässt die Bevölkerung dafür zahlen. Zusammen machen die beiden Lieben imperialistische Politik, wollen andere Länder mit Wirtschaftskriegen „ruinieren“ und bringen schwere Waffen in Kriegsgebiete. Über die Folgen des so geschaffenen Elends darf man dann „erschüttert“ sein. Zur Abkehr von dieser Politik reichen die Tränen jedoch nicht. Deshalb: „Liebe Grüne“, heult ­leiser.

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"Heult leiser", UZ vom 9. Juni 2023



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