Vom 31. Oktober bis 6. November

Meine progressive Woche

Von Adi Reiher

Montag

Justizminister Maas (SPD) zuckt zurück. Er wird keine Strafanzeige gegen den Pegida-Gründer Bachmann erstatten, der ihn als „eiskalten Hetzer“ und „einen der schlimmsten geistigen Brandstifter seit Goebbels und Karl-Eduard von Schnitzler“ bezeichnet hatte. Viele von Maas‘ Parteifreunden hatten eine Anzeige gefordert, selbst die Staatsanwaltschaft in Dresden hatte ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Das ist nun hinfällig, da für eine Weiterverfolgung Maas‘ Anzeige erforderlich gewesen wäre.

Es hätte dem Justizminister gut angestanden, wenn er die „wehrhafte“ Demokratie gegen rechts gewendet hätte statt immer nur gegen links. Es kann sich eines Tages rächen, dass man der Hydra der Volksverhetzung nicht rechtzeitig und konsequent aufs Haupt geschlagen hat.

Selbst wenn Maas gefürchtet hat, dass der Justizapparat ein Verfahren bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag verschleppt hätte; wer wenn nicht er als Justizminister hat Sorge dafür zu tragen, dass Grundgesetz und Antifaschismus-Gebot unter allen Umständen durchgesetzt werden.

Dienstag

Kein Bundesliga-Kicker hat mehr Elfmeter (12) verschossen als Gerd Müller, der heute 70 Jahre alt wird. Das fällt allerdings kaum ins Gewicht bei 1 455 dokumentierten Toren in 1 204 Pflicht- und Freundschaftsspielen. Der beste deutsche Torjäger war auch weltweit einer der besten aller Zeiten.

Zusammen mit Franz Beckenbauer war er – zu ihrer Zeit – der entscheidende Garant des Erfolges für den FC Bayern München und die deutsche Nationalmannschaft (West). Nach dem Fußball verfiel er zeitweise dem Alkohol, während seine ehemaligen Mannschaftskameraden Beckenbauer und Hoeness im Fußballmanagement große Karrieren hinlegten.

Dem taumelnden Müller halfen die beiden, indem sie ihn in den Trainerstab des FC Bayern holten. Der Alkohol blieb Müllers einziger Skandal, er blieb als Sportler und Mensch untadelig. Von Hoeness und Beckenbauer kann man das kaum sagen. Im Sumpf des Profi-Fußballs ergaben sie sich dem Kommerz. Vielleicht wird man ihnen einst als eines ihrer wenigen Verdienste als Manager anrechnen, dass sie ihrem Mannschaftskameraden Müller in der Not zur Seite standen.

Mittwoch

Laut dem US-Wirtschaftsmagazin Forbes ist Wladimir Putin der mächtigste Mensch der Welt, gefolgt von Frau Merkel und US-Präsident Obama. Dümmer geht’s nimmer. Abgesehen von der Fixierung auf die Politik und damit dem Verschleiern der wahren – ökonomischen – Machtverhältnisse lässt diese Einstufung außer Acht, dass bis auf weiteres kein Land und keine Ländergruppe dem US-amerikanischen Wirtsschafts-, Militär- und Atomwaffenpotential gewachsen ist.

The United States still rule not ok.

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"Meine progressive Woche", UZ vom 13. November 2015



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