Die imperialistische Invasion in China im Sommer 1900

Pardon wird nicht gegeben!

Die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert war geprägt vom Übergang des Kapitalismus in sein höchstes, imperialistisches Stadium. Mit dem Übergang der Macht in die Hände des Monopolkapitals verlor das kapitalistische System seinen fortschrittlichen Einfluss auf die Menschheitsentwicklung und ging über in eine Politik der Repression nach innen und der Aggression nach außen. Den deutschen Imperialismus prägen seitdem einige Besonderheiten. In Deutschland setzte die Entwicklung des Kapitalismus verspätet ein, was dazu führte, dass bei der Aufteilung der Welt unter die imperialistischen Räuber für das deutsche Monopolkapital nur wenig übrig blieb. Gleichzeitig nahm die ökonomische Macht zu. Dieser Widerspruch führte zur besonderen, objektiv bedingten Aggressivität des deutschen Imperialismus. Hinzu kam das Bündnis der Monopolherren mit dem deutschen Adel, vor allem den preußischen Junkern, die die antidemokratischen und militaristischen Tendenzen des Imperialismus noch verstärkten.

All das kommt in der Rede, die Kaiser Wilhelm II. am 27. Juni 1900 hielt, zum Ausdruck: „Kommt ihr vor den Feind, so wird er geschlagen. Pardon wird nicht gegeben, Gefangene nicht gemacht. Wer euch in die Hände fällt, sei in eurer Hand. (…) So möge der Name Deutschlands in China in einer solchen Weise bekannt werden, dass niemals wieder ein Chinese es wagt, etwa einen Deutschen auch nur scheel anzusehen!“

Anlass war die Entsendung deutscher Truppen nach China. Dort hatte sich zu Beginn des Jahres das Volk gegen die imperialistische Unterdrückung und Ausplünderung erhoben. Im Westen werden sie als Boxer bezeichnet, in China werden sie Yihequan „Fäuste der Gerechtigkeit und Harmonie“ genannt. Der Aufstand, der nach und nach auch Unterstützung in der chinesischen Armee fand, richtete sich vor allem gegen chinesische Christen, Missionare und die Gesandtschaften der imperialistischen Mächte. Diese versuchten den Aufstand zu unterdrücken, wodurch die chinesische Regierung auf die Seite des Aufstands gezwungen wurde und die Imperialisten aufforderte, das Land zu verlassen. Volk und Armee gelang es vorerst, die Imperialisten zurückzuschlagen.

Großbritannien, Frankreich, die USA, Japan, Russland, Deutschland und Italien stellten ihre Rivalität zurück und entsandten gemeinsam Truppen. Internationales Recht wurde auch damals schon missbraucht. Wilhelm II.: „Die Chinesen haben das Völkerrecht umgeworfen, sie haben in einer in der Weltgeschichte nicht erhörten Weise der Heiligkeit des Gesandten, den Pflichten des Gastrechts Hohn gesprochen.“ Der Überfall der imperialistischen Truppen erfolgte ohne Kriegserklärung, was bedeutete, China die Anerkennung als gleichberechtigtes Land, den Chinesen die Anerkennung als Menschen zu verwehren.

Dementsprechend wurden die Interventionstruppen rassistisch aufgestachelt und der Aufstand wurde mit brutalen Ausschreitungen gegen die chinesische Bevölkerung niedergeschlagen. Es folgte die Verstärkung des imperialistischen Jochs und die Demütigung der Chinesen.

  • Aktuelle Beiträge
Über den Autor

Björn Blach, geboren 1976, ist als freier Mitarbeiter seit 2019 für die Rubrik Theorie und Geschichte zuständig. Er gehörte 1997 zu den Absolventen der ersten, zwei-wöchigen Grundlagenschulung der DKP nach der Konterrevolution. In der Bundesgeschäftsführung der SDAJ leitete er die Bildungsarbeit. 2015 wurde er zum Bezirksvorsitzenden der DKP in Baden-Württemberg gewählt.

Hauptberuflich arbeitet er als Sozialpädagoge in der stationären Jugendhilfe.

Dieser Artikel ist für Sie kostenlos. Kritischer Journalismus braucht Unterstützung, um dauerhaft existieren zu können. Daher laden wir Sie ein, die UZ als Wochenzeitung oder in der digitalen Vollversion 6 Wochen kostenlos und unverbindlich zu testen. Sie können danach entscheiden, ob Sie die UZ abonnieren möchten.

✘ Leserbrief schreiben

An die UZ-Redaktion (leserbriefe (at) unsere-zeit.de)

"Pardon wird nicht gegeben!", UZ vom 24. Juli 2020



    Bitte beweise, dass du kein Spambot bist und wähle das Symbol Haus.



    UZ Probe-Abo [6 Wochen Gratis]
    Unsere Zeit