Hermann Jacobs‘ Schrift zur Warenproduktion und Lohntheorie im Sozialismus

Praxis und Theorie

Von Franz Anger

Hermann Jacobs: Die Lohnfrage. Wie sie entsteht und wie sie gelöst werden muss, Eigenverlag, Berlin 2018, 204 Seiten, Softcover, 12,99 Euro, ISBN 978–3-7467–6351-4

Anzuzeigen ist das – leider einigermaßen expressionistisch geratene – Buch „Die Lohnfrage. Wie sie entsteht und wie sie gelöst werden muss“, das der Diplomökonom Hermann Jacobs 2018 im Eigenverlag publiziert hat. Infolge seiner Arbeit als Fräser, Dreher und Schweißer wurde der Autor seit 1957 mit der Lohnpraxis in der DDR schmerzhaft konfrontiert, was ihn ab 1964 dazu veranlasste, theoretische Arbeiten zu der „Lohntheorie im Sozialismus und der Rolle der Warenproduktion in dieser Gesellschaft“ zu verfassen. In seiner Schrift befasst er sich mit der Frage, wie „der Lohn im Kommunismus auszusehen“ habe. Bei diesem anspruchsvollen Unterfangen grenzt er sich ab von den „Theoretikern des Reform-Sozialismus“, weil sie die sozialistische Warenproduktion durch die Einführung ihrer kapitalistischen Variante „reformieren“ wollen.

Stattdessen plädiert Jacobs dafür, im Sozialismus der „Wiederholung des kapitalistischen Weges“ zu entkommen, indem nicht mit dem kapitalistischen Wertgesetz „herumgefummelt“ werde. Vielmehr gelte es, die Lohnfrage im Sozialismus dergestalt zu lösen, dass die Warenproduktion mitsamt des Betriebsgewinns als ihrem Zweck beendet werde, so dass die sozialistischen Subjekte „Löhne“ erhalten können, deren Höhe „rein vom realen Produktionsumfang oder -anstieg abhängt“. Der Lohn soll also in der Gebrauchswerte produzierenden Planwirtschaft verwandelt werden „in einen Anteil an der gesellschaftlichen Gesamtarbeit“, und zwar gemäß der vom Individuum verausgabten Arbeitszeit (siehe MEW 23, S. 93).

Dem instruktiven Buch ist zu wünschen, dass es von vielen Genossinnen und Genossen studiert wird, damit die Ökonomie des künftigen Sozialismus kein menschenunfreundliches Imitat der kapitalistischen Produktionsweise werde.

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"Praxis und Theorie", UZ vom 9. November 2018



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