Die Kommunen wissen nicht, wie im Winter mit den Obdachlosen umgegangen werden soll, sichere Schlafplätze bei Minustemperaturen sind kaum vorhanden. Da kam der Stadt Ulm eine tolle Idee: Hölzerne Kisten wurden entwickelt, sehen aus wie Särge, nennen sich beschönigend „Schlaf-Kapseln“. Dünne Fichtenwände sollen dank der Körperwärme des darin Liegenden ausreichend schützen, sogar an eine Iso-Matte wurde fürsorglich gedacht. Ist die Körperwärme aber nicht hoch genug – dumm gelaufen –, erfrieren kann man trotzdem. Erst wenn es draußen unter Null ist, kann der Sarg vom Frierenden geöffnet werden, knapp drüber bedeutet, Pech gehabt und weiter durch die Stadt irren. Für die beiden „Prototypen“ gab die Stadt Ulm die Kleinigkeit von 35.000 Euro aus, geschätzt 400 Menschen ohne Dach überm Kopf leben in der Stadt. Wer rechnen kann, der rechne.
Herbert Becker (Jahrgang 1949) hat sein ganzes Berufsleben in der Buchwirtschaft verbracht. Seit 2016 schreibt er für die UZ, seit 2017 ist es Redakteur für das Kulturressort.