Krise? Vonovia lässt Mieter zahlen

Teure Mitesser

Der Anfang November von Vonovia vorgelegte Quartalsbericht zeige, dass Deutschlands größter Wohnungskonzern weiterhin auf Verkäufe und Mieterhöhungen setze, so der Deutsche Mieterbund NRW. Vonovia bekomme die „rasant gestiegene(n) Zinsen, hohe(n) Baukosten, fallende(n) Immobilienpreise“ zu spüren, berichtet das „Handelsblatt“. Der Wohnungskonzern selbst gibt an, rund 548.000 Wohnungen zu verwalten.

Dem Quartalsbericht zufolge ist das Vermietungsgeschäft um 7 Prozent gewachsen. Der Ertrag vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen habe über 1,8 Milliarden Euro gelegen und damit 120 Millionen Euro über dem Vorjahresergebnis. Um Schulden abzutragen, veräußert das Unternehmen derzeit Wohnungsbestände und Beteiligungen. In diesem Jahr habe man damit 3,7 Milliarden Euro an Erlösen erzielt, seit August sollen es 1,7 Milliarden Euro gewesen sein.

Berichtet werde aber vor allem von teils noch nicht abgeschlossenen Wohnungsverkäufen sowie einem erneuten Joint-Venture für Wohnungsbestände im Norden Deutschlands, so der Deutsche Mieterbund NRW. Wie bereits beim südwestdeutschen Südewo-Portfolio werde auch hier ein Teil der bestandshaltenden Tochtergesellschaft an Versicherungsunternehmen und weitere Investoren verkauft. Vonovias Joint-Venture-Partner würden dabei künftig überdurchschnittlich an den Erträgen aus den Wohnungsbeständen beteiligt.

Das werde den Druck auf die Mieten weiter erhöhen, so Hans-Jochem Witzke, Vorsitzender des Deutschen Mieterbunds NRW. Besorgniserregend ist aus seiner Sicht die stark gestiegene Bedeutung von Mieterhöhungen im laufenden Mietvertrag, die sich nach Angaben des Konzerns im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt haben. „Vonovia will die Mieter für die Krise zahlen lassen. Ganz unumwunden stellt der Konzern den Investoren die Mieterhöhungspotentiale zur Schau“, kritisiert Witzke. Er rät den Mieterinnen und Mietern der Vonovia: „Auch bei einem Großkonzern sind viele Mieterhöhungsverlangen falsch. Ungeprüft sollte keiner Mieterhöhung zugestimmt werden.“ Nach eigenen Angaben der Vonovia berechne ein SAP-System wohnungsgenau Mieterhöhungsmöglichkeiten und setze diese automatisch um.

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Über den Autor

Lars Mörking (Jahrgang 1977) ist Politikwissenschaftler. Er arbeitete nach seinem Studium in Peking und war dort Mitarbeiter der Zeitschrift „China heute“.

Mörking arbeitet seit 2011 bei der UZ, zunächst als Redakteur für „Wirtschaft & Soziales“, anschließend als Verantwortlicher für „Internationale Politik“ und zuletzt – bis Anfang 2020 – als Chefredakteur.

 

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"Teure Mitesser", UZ vom 10. November 2023



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