Über Trumps Reise nach Saudi-Arabien

Unheilige Allianz

Zu Beginn des Krieges gegen das säkulare Syrien riefen fundamentalistische Prediger aus Saudi-Arabien über das Internet dazu auf, Alawiten zu „zerstückeln und den Hunden zum Fraß vorzuwerfen“. Schon in den ersten Monaten des Krieges wurden Hunderte erschlagen, ihre Leichen in Flüsse geworfen und auf Straßen liegen gelassen.

Es war wohl der saudische Kronprinz Mohammed Bin Salman, der die Prediger ganz beim Wort nahm. Der unliebsame Journalist Khashoggi wurde 2018 im saudischen Generalkonsulat ermordet und alle Indizien deuten darauf hin, dass es auf Befehl von Bin Salman geschah. Kashoggis Leiche wurde nie gefunden – er war wohl wirklich den Hunden zum Fraß vorgeworfen worden.

US-Präsident Biden wollte Bin Salman wegen dieses Mordes zum Aussätzigen machen, mit dem jeder Kontakt unterbleiben sollte. Doch heute ist er der beste Freund von US-Präsident Trump und was noch mehr ist: Er ist sein Geschäftspartner.

So trafen sich in Saudi-Arabien vier Brüder im Geiste: Kronprinz Bin Salman, der selbst Blut an den Händen hat, US-Präsident Trump, der Palästinenser vertreiben und Gaza übernehmen will, der syrische Übergangspräsident al-Sharaa, der Alawiten und Christen unterdrücken, ermorden und vertreiben lässt, und (zugeschaltet per Telefon) der türkische Präsident Erdogan, der Teile von Syrien übernehmen und die Kurden vertreiben will.

Auf das Kopfgeld, 10 Millionen US-Dollar, die das US-Außenministerium auf al-Scharaa (früher: al-Dscholani) ausgesetzt hatte, musste Trump verzichten. Außenminister Rubio ließ ihn rechtzeitig von der Liste gesuchter Terroristen entfernen.

So konnten sie gemeinsam ihren Sieg über Syrien feiern, die Dreifaltigkeit aus dschihadistischem Terror, US-Sanktionen und Dollars aus den Golfstaaten. Es kann keine Überraschung sein, dass Trump bei dieser Gelegenheit ankündigte, die Sanktionen gegen Syrien aufheben zu wollen. Die Sanktionen, die schärfste Waffe im Krieg, nach ihrem Sieg nicht aufzuheben, würde sie stumpf werden lassen beim Einsatz in anderen Ländern. Die Feinde der jeweiligen Regierungen müssen sicher sein, dass nach ihrem Sieg die Sanktionen aufgehoben werden.

In Afghanistan mussten die „Ortskräfte“ nach dem verlorenen Krieg das Land verlassen. Nach dem Sieg in Syrien sitzen die Vertreter der siegreichen Hilfstruppen in allen Konferenzen mit am Tisch und wollen ihre Prämie einstreichen.

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"Unheilige Allianz", UZ vom 23. Mai 2025



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