Kapitalismuskritik in den Sümpfen Floridas

Wer killt hier wen?

Michael Berkowitz, People’s World. Übersetzt und redaktionell bearbeitet von Melina Deymann

Eine der schärfsten aktuellen Kritiken am Spätkapitalismus ist „Killing it“, eine drollige Fernsehkomödie über die Tötung burmesischer Pythons in den Everglade-Sümpfen von Florida.

Craig Foster (gespielt von Craig Robinson) ist ein überzeugter Anhänger des amerikanischen Traums. Er strebt danach, Unternehmer zu werden. Wenn er nur eine Chance bekäme, so weiß Craig, würde er sicher erfolgreich werden. Es scheint, als ob er mit seinem Job als Wachmann einer Bank am ehesten an große Geldsummen herankommen könnte. Doch eines Nachmittags, als Craig versucht, über seinen Arbeitsplatz einen Kredit bei der Bank zu bekommen, raubt sein Bruder Isaiah genau diese Bank aus. Craig bekommt den Kredit nicht. Stattdessen wird er gefeuert.

Craigs entschlossener Optimismus scheint auf Schritt und Tritt unterminiert zu werden. Er verliert seine Wohnung, als er sie unwissentlich an Pornographie-Produzenten untervermietet. Er kann nicht einmal zu seinem nächsten Kreditgespräch kommen, weil sein Auto zerstört wird. Er versucht es stattdessen mit der Taxi-Alternative Uber. Unterwegs hält seine Uber-Fahrerin Jillian Glopp (Claudia O‘Doherty) plötzlich an, springt aus dem Auto und tötet eine riesige Schlange am Straßenrand. Leider ist die Schlange nicht tot, sondern versucht, Craig zu verschlingen. Der taucht deswegen blutüberströmt bei seinem Termin auf. Wieder ist er erfolglos.

Die verzweifelte und verarmte Jillian erzählt Craig, dass sie ihren Lebensunterhalt durch das Töten von Schlangen invasiver Arten bestreitet. Ihre unermüdliche Loyalität passt perfekt zu dem irrational optimistischen Möchtegern-Unternehmer Craig. Jillian wohnt in einer Art Bretterbude, die sie hinter ihrem Auto herzieht. Der bereits aus seiner Wohnung vertriebene Craig lässt sich in einem 24-Stunden-Fitnesscenter nieder. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg, um die Belohnung für ihre Reptilienjagd einzustreichen.

Um ihre Ausgangsposition zu verbessern, besuchen die Beiden eine Konferenz zur Selbstverbesserung. Dort entdecken sie, dass der Hauptzweck der Konferenz darin besteht, die Sponsoren auf Kosten der Teilnehmer reich zu machen. Als sie zur Schlangenjagd zurückkehren, decken sie eine illegale Schlangenzucht auf, töten versehentlich einen Freund, begehen Brandstiftung und werden von einer Familie christlicher Influencer ausgenutzt.

Charaktere, humorvolle Szenen und die nur allzu bekannten Erpresser haben sich in „Killing it“ zu einer von Kritikern und Zuschauern gelobten Serie zusammengefügt. Die Hauptdarsteller Craig Robinson und Claudia O’Doherty geben Craig und Jillian mit viel Energie als schmerzlich ernste, komisch leichtgläubige Konsumenten gescheiterter Pläne, die sie systematisch weiter verarmen lassen. Ihre gutherzige Entschlossenheit macht sie zu Zielscheiben. Hätte mehr Bildung sie zu besseren Entscheidungen führen können? Würde mehr Regulierung innerhalb des Kapitalismus sie schützen?

Während sich in „Killing it“ Pathos und Komik in den Mühen von Craig und Jillian vermischen, müssen wir uns fragen: Warum sollte ein solches System überhaupt existieren?! Die burmanischen Pythons sind nicht die einzigen invasiven Arten, die ausgerottet werden sollten.


Killing it
Eine Staffel
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"Wer killt hier wen?", UZ vom 16. Februar 2024



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